Birgittinischer Kalender: April

Geweiht dem eucharistischen Osterlamm

1. April
Meine Tochter! An einem Tag wie dem heutigen ist mein Sohn auferstanden, stark wie ein Löwe, weil er die Macht des Teufels vernichtet und die Seelen seiner Auserwählten erlöst hat. Mir aber, die ich nach seinem Tod mit unaussprechlicher Trauer erfüllt war, erschien er in seinem verklärten Leib früher als allen anderen und sprach tröstend zu mir, dass er bald sichtbar in den Himmel auffahren werde. So belehrte die Himmelskönigin an einem Ostertag die Braut. [6. Buch 94. Kapitel]

2. April
Meine Braut! Wie ich mich den Jüngern, die nach Emmaus gingen, in der Gestalt eines Fremden gezeigt habe, so zeige ich mich auch am Altar den Menschen in fremder Gestalt, damit der Glaube um so verdienstvoller wird. [4. B. 61. K.]

3. April
Meine Braut! Ich liebe meine Schafe so zärtlich, dass ich, wenn es möglich wäre und um sie nicht entbehren zu müssen, sondern sie wieder einzulösen, noch einmal für jedes einzelne Schaf eines besonderen Todes sterben würde, wie ich ihn einmal am Kreuz für alle erlitten habe. [1. B. 59. K.]

4. April
Meine Braut! Fürchte, die dir verliehene Gnade zu verlieren, denn nichts nützt das Erlangthaben, wenn man das Erlangte nicht zu bewahren versteht und das Herz dann, wenn das Erlangte verlorengeht, noch unerträglicher gequält wird, als wenn man es niemals besessen hätte. [6. B. 42. K.]

5. April
Meine Braut! Jeder, der da steht, steht allein durch die Gnade Gottes; die Furcht Gottes führt in sicherer Weise dem Himmel zu, denn viele sind deswegen in den Abgrund gestürzt, weil sie die heilige Furcht vor Gott aus ihrem Herzen verbannt haben. [3. B. 19. K.]

6. April
Meine Braut! Du kennst den Willen des Vaters, darum sei standhaft, sonst würdest du meine Gerechtigkeit fühlen, die dich das zu tun zwingen würde, wozu ich dich jetzt liebevoll ermahne. [1. B. 46. K.]

7. April
Meine Braut! Der ist ein wahrer Mönch, der mehr seiner Ordensregel gehorcht als der Natur, der weder in der Kleidung noch in der Lebensweise jemand anderem als Gott zu gefallen begehrt, der täglich zu sterben bereit ist und darum besorgt, wie er Rechenschaft ablegen möge. [4. B. 127. K.]

8. April
Meine Braut! Ergreife die Demut, denn durch sie wird die Süßigkeit meines Geistes in deine Seele ein- und das irdische Denken daraus abfließen; durch sie wird auch dein Wille angeregt, dem meinen gleichförmig zu werden. [4. B. 97. K.]

9. April
Meine Braut! Wenn alle Sterne und Planeten sich in Zungen verwandelten und alle Heiligen mich bitten würden, so würde ich trotzdem keine Barmherzigkeit jenen gegenüber üben, die aus Gerechtigkeit verdammt werden müssen. [6. B. 28. K.]

10. April
Meine Braut! Die, die einen vollkommenen Willen haben, verdorren nicht in der Liebe Gottes durch die Liebe der Welt; die aber, welche keinen festen, entschlossenen Willen besitzen, werden von ihrem guten Beginnen entweder durch die Versuchungen des Teufels oder den Widerstand der Welt, oder, indem sie Eitlem nachhängen, durch ihre Eigenliebe bald wieder abgewendet. [6. B. 30. K.]

11. April
Meine Braut! Bist du durch Ungeduld oder sonstwie gefallen, so erhebe dich schnell durch Buße und Reue, und ich werde dir die Sünde nachlassen und Kraft verleihen, um den Eingebungen des Teufels zu widerstehen. [6. B. 30. K.]

12. April
Meine Braut! Wie ein Setzreis, wenn es einem trockenen Stamm eingepfropft wird, diesen ergrünen lässt, so musst auch du durch meine Gnade blühen und Frucht bringen. Diese wird dich noch so berauschen, dass sich alle himmlischen Heerscharen an dem Wein der Süßigkeit erfreuen werden, den ich dir reichen will. [1. B. 20. K.]

13. April
Meine Braut! Was ist wahre Demut? Sich um die Gunst der Menschen sowie um ihre Widerreden nicht kümmern, und auf meinem Weg gehen, der vergessen und vernachlässigt ist. Wenn du diesen Weg liebst, dann werden meine Leiden und der Weg der Heiligen deinem Herzen süß. [4. B. 97. K.]

14. April
Meine Braut! Die Seele des Menschen entstammt der Kraft meiner Gottheit und ist unsterblich, sie hat Gemeinschaft mit den Engeln, ist vortrefflicher als alle Planeten und edler als die ganze Welt. Weil nun die Seele von edelstem und feurigen Wesen und ganz geistig ist, kann sie keineswegs mit den Augen des Leibes gesehen werden, sondern nur bildlich unter sichtbaren Zeichen. [5. B. 10. Off.]

15. April
Meine Braut! Dieser dein Freund ist ein glänzender Stern; es ist nicht gut, wenn durch die Gesundheit des Leibes der Glanz dieses Sternes getrübt wird. Er hat bereits den guten Kampf gekämpft, und es bleibt nur noch übrig, dass er gekrönt werde. [6. B. 31. K.]

16. April
Meine Braut! Überlege, was ich dir gegeben habe und was ich von dir fordere: Ich gab dir eine fleckenlose Seele, gib sie mir fleckenlos zurück. [Extrav. 82]

17. April
Meine Braut! Jede Zeit, jeder Gedanke, jedes Wort soll nach den Satzungen Gottes ausgerichtet werden. [4. B. 115. K.]

18. April
Meine Braut! Wie der Karfunkel leuchtet und gar schön an einem Ring erglänzt, so bewegt der Mensch, der beim Verlust einer ihm recht teuren Person geduldig bleibt, Gott dazu, dass er ihn ganz besonders liebt. Er leuchtet gleichsam vor dem Angesicht der Heiligen wie ein kostbarer Stein. [4. B. 124. K.]

19. April
Meine Braut! Wenn die Menschen die Eingebungen des Heiligen Geistes in Demut des Herzens annehmen, werden sie Gott die Frucht der Süßigkeit bringen; die aber, die sie verachten und sich durch ihre Einwilligung unter dem Wind der Versuchungen beugen, werden mit der Wurzel aus dem Stand der Gnade herausgerissen und durch ihre bösen Werke in die Tiefe der Hölle geführt werden. [7. B. 38. K.]

20. April
Meine Braut! Die Seele soll Frieden mit Gott und dem Nächsten haben; der wahre Friede und die Geduld gehen aber aus der Betrachtung der eigenen Schwäche hervor, denn der Mensch soll darauf achten, wie leicht er zornig wird, wenn man ihn beleidigt; wie er sofort klagt, wenn er verletzt wird und wenn er dies bedenkt, soll er einem anderen nicht antun, was er selber nicht ertragen kann. [2. B. 26. K.]

21. April
Meine Braut! Es geziemt sich, dass die Braut in der Gesellschaft ihres Bräutigams durch Mühsale müde werde, damit sie um so vertrauensvoller bei ihm ruht. [1. B. 2. K.]

22. April
Meine Braut! So wie du früher wider meinen Willen an den Neigungen zur Welt Gefallen fandest, so werden dir jetzt verschiedene Gedanken wider deinen Willen gestaltet, aber wenn das Herz an sündigen Gedanken keine Freude hat, sondern ihnen Widerstand leistet, so sind sie für die Seele eine Reinigung und eine Krone. [3. B. 19. K.]

23. April
Meine Braut! Wenn du mich hast, brauchst du niemanden zu fürchten; ich werde mit dem Arm meiner Macht die Bosheit der Menschen im Zaum halten, so dass sie dir nicht schaden können. [Extrav. 8]

24. April
Meine Braut! Betrachte meine Gerechtigkeit am ersten Engel und am ersten Menschen, betrachte sie an der Sintflut und an der Zerstörung der Städte und Staaten; betrachte aber auch meine Liebe im Ertragen und Dulden meiner Feinde. [Extrav. 82.]

25. April
Meine Braut! Du sollst Gott beständig um Hilfe bitten, damit all dein Reden und Tun von ihm regiert werden möge und sich nach seinem Wohlgefallen richte. [6. B. 65. K.]

26. April
Meine Tochter! Ich, die Königin der Barmherzigkeit, ermahne die Bewohner der Welt, ihre Augen empor zu heben und die Zeit der Barmherzigkeit wohl zu beachten, denn wenn die Zeit der Gerechtigkeit gekommen sein wird, wird es unmöglich sein, ihr zu widerstehen. So belehrte die göttliche Mutter die Braut. [2. B. 19. K.]

27. April
Meine Braut! Gott geht dann in das Haus der Martha und Maria ein, wenn das Gemüt mit guten Wünschen erfüllt ist und losgetrennt vom Getriebe der Welt; wenn die Seele Gott als allezeit gegenwärtig denkt, und seine Liebe nicht nur betrachtet, sondern auch Tag und Nacht dafür arbeitet. [6. B. 65. K.]

28. April
Meine Braut! Wenn einer, der fasten wollte, Lust zum Essen hätte, der Wille aber der Lust Widerstand leistete und ihm von einem Oberen, dem er Gehorsam schuldig ist, befohlen würde, aus Gehorsam zu essen, so wäre dieses Essen eines größeren Lohnes würdig als das Fasten. [6. B. 49. K.]

29. April
Meine Braut! So wie ich die Engel zu meinem Lob und zu meiner Verherrlichung erschaffen habe, so habe ich auch den Menschen zu meiner Ehre geschaffen. Ich habe ihm einen Leib gleich einem Tempel gegeben, in den wie ein schöner Engel die Seele gesetzt wurde. In diesem Tempel war ich sein Gott und Schöpfer und fand darin meine Freude. Aber nun ist mir der Mensch beschwerlicher als alle anderen Geschöpfe; denn welches Geschöpf folgt nicht seiner vorgezeichneten Ordnung, der Mensch ausgenommen, obwohl ich ihn vortrefflicher als alle übrigen erschaffen und ihn so teuer erkauft habe. [1. B. 26. K.]

30. April
Meine Braut! Niemand wird in den Himmel eingehen, der nicht wie Gold im Fegfeuer geläutert oder in guten Werken durch tägliche Bewährung so geübt wurde, dass kein Fleckchen an ihm vorhanden ist. [1. B. 53. K.]