Standhaftigkeit in Bedrängnis

Standhaftigkeit in Bedrängnis

„Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet. Wir gelten als Betrüger und sind doch wahrhaftig; wir werden verkannt und doch anerkannt; wir sind wie Sterbende, und seht: wir leben; wir werden gezüchtigt und doch nicht getötet; uns wird Leid zugefügt, und doch sind wir jederzeit fröhlich; wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles.“

Apostel Paulus, Zweiter Brief an die Korinther, Kap. 4,8f; 6,8-10

Prinzipientreue oder persönliches Glück?

Jane Eyre

Kulturtipps (III) – Charlotte Brontë: „Jane Eyre“

Es mag zunächst vielleicht etwas befremdlich erscheinen, wenn auf der Internetseite von Ordensfrauen ein Liebesroman rezensiert wird, aber natürlich nehmen auch wir Anteil an den Schicksalen und Interessen unserer Mitmenschen „draußen“, außerhalb unserer Klostermauern, und gerade weil wir uns für ein Leben in Jungfräulichkeit entschieden haben und daher unsere Herzen nicht mit eigenen Liebes- und Familienproblemen belastet sind, können wir sie umso mehr für die Nöte und Sorgen der anderen – auch wenn sie exemplarisch in Romanform geschildert werden – öffnen und diese im Gebet vor Gott tragen.

Außerdem thematisiert und transportiert dieser Roman viele Werte, die für jeden Menschen wichtig und vorbildhaft sein können beziehungsweise sollten, wie zum Beispiel die treue Erfüllung einer einmal übernommenen Pflicht, auch wenn es schwerfällt, die Bereitschaft, Böses zu vergeben und auch seinen Feinden Gutes zu erweisen, Geradlinigkeit und Offenheit, das Stehen zu eigenen moralischen Überzeugungen oder die Erkenntnis, dass Charakter und Geist eines Menschen viel wichtiger sind als Schönheit und Reichtum. Da die Autorin Tochter eines protestantischen Pfarrers war, finden sich in dem Werk auch zahlreiche Zitate und Anspielungen auf biblische Texte.

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Aus Gottes Wort gemacht

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„Wie schufst du, O Gott, Himmel und Erde? Du schufst nicht Himmel und Erde im Himmel und auf Erden noch in der Luft und im Gewässer, denn das gehört mit zum Himmel und der Erde, noch hast du das Weltall im Weltall geschaffen, denn es gab ja nichts, wo es hätte geschaffen werden können, bevor es geschaffen wurde, dass es war. Nichts hieltest du in der Hand, damit du hättest Himmel und Erde schaffen können, denn woher hättest du gehabt, was du nicht geschaffen hattest? Was gibt es denn, was du nicht bist? Deshalb hast du gesprochen und es ist geworden und in deinem Worte hast du es gemacht.“

(Aurelius Augustinus, „Bekenntnisse“, ca. 397 bis 401)

Ohne Gott keine Ordnung

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„Es ist der Irrtum derer auszuschließen, die aus den Übeln der Welt folgern, dass Gott nicht ist. Sie fragen: Wenn Gott ist, woher dann das Übel? Aber man muss sagen: Wenn es das Übel gibt, dann gibt es Gott. Denn das Übel wäre nicht, wenn die Ordnung des Guten nicht bestünde, dessen Beraubung das Übel ist. Diese Ordnung wäre aber nicht, wenn Gott nicht wäre.“

Thomas von Aquin, „Summa contra gentiles“ („Über die Wahrheit des katholischen Glaubens“), 1260

Bekenntnisse für unsere Zeit

Der Heilige Augustinus in der Stiftsbasilika im Chorherrenstift St. Florian in Österreich.

Der Heilige Augustinus in der Stiftsbasilika im Chorherrenstift St. Florian in Österreich.

Kulturtipps (II) – „Augustinus Bekenntnisse“

Die Bekenntnisse des Augustinus sind zeitlos und passen gerade deshalb in unsere Zeit. Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. war Aurelius Augustinus ein theologischer Leitstern, den er den „großen Meister Augustinus“ nannte. Die Schriften des Augustinus waren dem Kirchenmann und Kardinal Josef Ratzinger geistige Nahrung und Begleitung, erfreuen und bereichern Benedikt XVI. bis in unsere Tage. Die autobiographischen Betrachtungen des großen Kirchenlehrers Augustinus legen schon im Titel ein Zeugnis großer Offenheit ab – Confessiones (Bekenntnisse). Als Augustinus um das Jahr 400 nach Christus Bischof von Hippo war, einer römischen Region im heutigen Algerien, verfasste er diese richtungsweisende Gedankenwelt.

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Hoffnung

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„Barmherzigkeit ist Ausdruck der Treue Gottes. Gott bleibt seiner Schöpfung, Gott bleibt dem Menschen, der Krone seiner Schöpfung, Gott bleibt seinem Volk treu. Er gibt niemand auf, wenn dieser sich nicht selbst aufgibt und sich der Gnade Gottes nicht endgültig verweigert. Gott verharmlost nicht die Sünde; er hasst sie, weil sie den Menschen zerstört. Er liebt nicht die Sünde, er liebt den Sünder und will ihn aus seinen Verstrickungen befreien, ihm immer wieder neu eine Chance geben. Seine Barmherzigkeit ist, wie es in den Psalmen heißt, so weit wie die Wolken ziehen; sie ist grenzenlos. Sie ist auch unendlich groß. Thomas von Aquin sagt, die Vergebung sei ein größeres Werk Gottes als die Schöpfung von Himmel und Erde; sie bedeutet Neuschöpfung des Menschen und so wirklich neuer Anfang und immer wieder neue Hoffnung. Gott ist damit sich selbst treu. Er ist Liebe und er ist seiner Liebe in seinem Handeln treu. In seiner Barmherzigkeit lässt er uns in sein Herz schauen und offenbart er sein tiefstes, uns Menschen unfassbares Wesen, sein Anderssein, seine Souveränität seine Transzendenz wie seine Zugewandtheit und Nähe zu uns Menschen in der Armseligkeit unserer Verstrickungen. Er löst die uns unlösbaren Knoten und Verknotungen unserer Existenz. Auf ihn ist immer und in jeder Situation Verlass, Hoffnung gegen alle Hoffnung.“

(Emeritierter Kurienkardinal Walter Kasper, Predigt, Kirche des Campo Santo Teutonico, 30. Oktober 2016)

Gerhard Ludwig Kardinal Müller

Gemälde mit der Darstellung Mariä Verlobung.

Gemälde mit der Darstellung Mariä Verlobung.

Ewiges Heil im Blick

„Wir dürfen die Menschen nicht täuschen, was die Sakramentalität der Ehe, ihre Unauflöslichkeit, ihre Offenheit auf das Kind und die fundamentale Komplementarität der beiden Geschlechter angeht. Pastorale Hilfe muss das ewige Heil im Blick haben.“

(Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, Die Welt/N24, 4. September 2015)

Irdisches Festmahl

„Gleichgültig sind Sie keinem Katholiken. Wir brauchen ohnehin auch keine Esperanto-Kirche um jeden Preis. Der Katholizismus ist wie ein irdisches Festmahl. Wir Protestanten haben dazu nur eine Schale Vollkornbrot zu bieten.“

(Peter Gauweiler – CSU, evangelisch – über Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller, Die Welt/N24, Beitrag, 15. September 2016)

Verlässlichkeit und Opferbereitschaft

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Das kontemplative monastische Leben, das großenteils weibliche Züge trägt, hat sich in der Stille des Klosters verwurzelt und kostbare Früchte der Gnade und der Barmherzigkeit hervorgebracht. Das kontemplative Leben in Frauenorden ist in der Kirche und für die Kirche stets die betende Mitte gewesen, ein Hort der Unentgeltlichkeit und reicher apostolischer Fruchtbarkeit, und es war ein sichtbares Zeugnis geheimnisvoller und mannigfaltiger Heiligkeit.

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Erfahrung dieser Schwestern, die auf den Herrn als die erste und einzige Liebe (vgl. Hos 2,21-25) ausgerichtet war, eine Fülle an Früchten der Heiligkeit und der Mission hervorgebracht. Wieviel apostolische Wirkkraft wird von den Klöstern ausgestrahlt durch das Gebet und das Opfer! Wieviel Freude und Prophetie ruft das Schweigen der Klöster der Welt zu! Für die Früchte an Heiligkeit und Gnade, die der Herr von jeher durch das Klosterleben der Frauen hervorgerufen hat, lassen wir zum „höchsten, allmächtigen und guten Herrn“ unseren Dankeshymnus aufsteigen: » Laudato si’ «.

Liebe kontemplative Schwestern, was würde ohne euch aus der Kirche und aus all denen, die in den Randgebieten der Menschheit leben und an den Vorposten der Evangelisierung arbeiten? Die Kirche weiß euer Leben der Ganzhingabe sehr zu schätzen. Die Kirche verlässt sich auf euer Gebet und auf euer Opfer, um den Menschen unserer Zeit die frohe Botschaft des Evangeliums zu bringen. Die Kirche braucht euch!

(Papst Franziskus, VULTUM DEI QUAERERE, Auszug, Rom, 29. Juni 2016)

Den gesamten Textlaut VULTUM DEI QUAERERE über das kontemplative Leben in Frauenorden finden Sie unter diesem Link.

Paulus für Jung und Alt

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Kulturtipps (I) – Alois Prinz: „Der erste Christ“

Dem Schriftsteller und Jugendbuchautor Alois Prinz gelang 2007 ein großer Wurf. Die Lebensgeschichte des Apostel Paulus unter dem Titel „Der erste Christ“ wendet sich generationsübergreifend an alle Menschen. Vor uns breitet sich ein buntes und spannendes Panorama von Abenteuerroman bis Christenlehre aus. Nie wird es uns dabei mit Paulus langweilig. Wer mit wachem Verstand und offenem Herzen liest, wird sich dem spannenden Lebens- und Erkenntnisweg des Schöpfers der christlichen Theologie nicht entziehen können, egal ob Jüngling oder Greis. Der Autor Prinz stellt den Apostel Paulus ganz lebendig auf die Seiten, zeigt unprätentiös den leidenschaftlichen Prediger und religiösen Visionär. Der Mensch Paulus scheint uns plötzlich wieder ganz aktuell, zum Greifen nah. Wie der einstige Christenverfolger zum charismatischen Verbreiter des Christentums wurde und aus Schwäche seine Stärke bezog, zeigt uns der Autor in einer einfachen und sehr verständlichen Sprache. Ein wunderbares Zeit- und Menschenpanorama öffnet sich vor unserem geistigen Auge. Die Tage werden kürzer, die Leseabende länger, das kommende Weihnachtsfest sucht nach Geschenken. Hier liegt ein kleines Meisterwerk vor, welches direkt vom Gabentisch die ganze Familie in trostvollem Zusammenhalt bereichern kann.

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Große Gefahr

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„In Deutschland haben wir diesen etablierten und hochbezahlten Katholizismus, vielfach mit angestellten Katholiken, die dann der Kirche in einer Gewerkschaftsmentalität gegenübertreten. Kirche ist für sie nur der Arbeitgeber, gegen den man kritisch steht. Sie kommen nicht aus einer Dynamik des Glaubens, sondern sind eben in so einer Position. Das ist, glaube ich, die große Gefahr der Kirche in Deutschland, dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter hat und dadurch ein Überhang an ungeistlicher Bürokratie da ist. Die Italiener können sich so viele bezahlte Leute gar nicht leisten, die Mitarbeit basiert großteils auf Freiwilligkeit. So baut zum Beispiel das regelmäßige große Katholikentreffen in Rimini vollkommen auf Überzeugung auf. Alles was geschehen muss, damit diese Hallen ausgebaut werden und technisch alles funktioniert, wird von Freiwilligen gemacht, unbezahlt. Das ist eine andere Situation.“

(Benedikt XVI, „Letzte Gespräche“, Auszug, Verlag Droemer, 2016)