Bekenntnisse für unsere Zeit

Der Heilige Augustinus in der Stiftsbasilika im Chorherrenstift St. Florian in Österreich.

Der Heilige Augustinus in der Stiftsbasilika im Chorherrenstift St. Florian in Österreich.

Kulturtipps (II) – „Augustinus Bekenntnisse“

Die Bekenntnisse des Augustinus sind zeitlos und passen gerade deshalb in unsere Zeit. Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. war Aurelius Augustinus ein theologischer Leitstern, den er den „großen Meister Augustinus“ nannte. Die Schriften des Augustinus waren dem Kirchenmann und Kardinal Josef Ratzinger geistige Nahrung und Begleitung, erfreuen und bereichern Benedikt XVI. bis in unsere Tage. Die autobiographischen Betrachtungen des großen Kirchenlehrers Augustinus legen schon im Titel ein Zeugnis großer Offenheit ab – Confessiones (Bekenntnisse). Als Augustinus um das Jahr 400 nach Christus Bischof von Hippo war, einer römischen Region im heutigen Algerien, verfasste er diese richtungsweisende Gedankenwelt.

Wenn man nicht die völlig verdrehten Deutungskrallen der Gegenwart anlegt, wo alles auf „modern“ abgeklopft wird, sich dabei vor allem seines eigenen Verstandes bedient und nicht dem gedanklichen Mainstream folgt, wird man feststellen, wie aktuell sich die Bekenntnisse lesen lassen. Dieses Bekenntnis hat nämlich bis in unsere Zeit keinerlei Patina angelegt, erfreut unser Herz mit großer Aktualität. Augustinus lässt uns in seine Seele schauen und führt uns sehr plastisch die Umstände und gesellschaftlichen Prozesse seiner Zeit vor Augen. Erbauung und Geschichtslektüre in einem. Was den Menschen ausmacht, was Gott uns allen ist, bei Augustinus findet man Antworten, die auch dem eigenen Leben Richtung und Halt geben.

Augustinus von Hippo war ein Mensch der Nächstenliebe, ein Mann der Suche, ein Theologe der Dankbarkeit für unser aller Vater, der immer wieder im Gebet zu Gott Antworten erflehte. So heißt es im Elften Buch der Bekenntnisse: „Mir brennt der Geist danach, dies ungemein verwickelte Rätsel zu entwirren. Halt nicht verschlossen, Herr, mein Gott, guter Vater, bei Christus beschwöre ich Dich, halte diese Dinge, so alltäglich und so abgründig, nicht verschlossen meinem Verlangen, dass es in sie eindringt und sie licht werden am Lichte Deiner Erbarmung, Herr! Wen sollte ich zu Rate ziehen? Wem mein Unwissen fruchtbarer bekennen als Dir, dem mein heißes Mühen um Deine Schrift nicht lästig ist? Gib, was ich liebe; ja ich liebe, und auch das hast Du gegeben. Gib, Vater, der Du wahrlich gute Gaben Deinen Kindern zu geben weißt, gib, da ich es zu erkennen unternommen habe und Mühsal mein Anteil ist, bis Du öffnest. Bei Christus beschwöre ich Dich, im Namen dieses Heiligen der Heiligen: Niemand lärme mir dazwischen! Und ich, ich vertraue, deshalb rede ich. Das ist meine Hoffnung, ihr lebe ich, dass ich die Wonnen des Herrn schaue. Siehe, dass sie altern, hast Du meine Tage gemacht, und sie ziehen vorüber. Welcherweise aber, das weiß ich nicht.“

Der Heilige Augustinus, dargestellt auf einem Fresko in der Kirche von Ognissanti (Florenz) von Sandro Botticelli aus dem Jahr 1480.

Der Heilige Augustinus, dargestellt auf einem Fresko in der Kirche von Ognissanti (Florenz) von Sandro Botticelli aus dem Jahr 1480.

Dieser Klassiker der theologischen Literatur verlangt seinem Leser einiges ab, der Sprachstil mag den heutigen Lesegewohnheiten nicht mehr entsprechen. Wer sich aber neugierig und mutig darauf einlässt, wird durch die Bekenntnisse um viele Erkenntnisse reicher und die Lektüre als große Belohnung empfinden. Aktuell sind die Bekenntnisse im Buchhandel vom Taschenbuch bis zur gebundenen Ausgabe vielfältig vorhanden.

Aurelius Augustinus (Augustinus von Hippo), geboren am 13. November 354 in Thagaste (Nordafrika), gestorben am 28. August 430 in Hippo Regius (Algerien). Schriften: Bekenntnisse, De civitate Dei, De Trinitate (u.a.)