Große Gefahr

img_0117_c

„In Deutschland haben wir diesen etablierten und hochbezahlten Katholizismus, vielfach mit angestellten Katholiken, die dann der Kirche in einer Gewerkschaftsmentalität gegenübertreten. Kirche ist für sie nur der Arbeitgeber, gegen den man kritisch steht. Sie kommen nicht aus einer Dynamik des Glaubens, sondern sind eben in so einer Position. Das ist, glaube ich, die große Gefahr der Kirche in Deutschland, dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter hat und dadurch ein Überhang an ungeistlicher Bürokratie da ist. Die Italiener können sich so viele bezahlte Leute gar nicht leisten, die Mitarbeit basiert großteils auf Freiwilligkeit. So baut zum Beispiel das regelmäßige große Katholikentreffen in Rimini vollkommen auf Überzeugung auf. Alles was geschehen muss, damit diese Hallen ausgebaut werden und technisch alles funktioniert, wird von Freiwilligen gemacht, unbezahlt. Das ist eine andere Situation.“

(Benedikt XVI, „Letzte Gespräche“, Auszug, Verlag Droemer, 2016)

 

„Neue Formen und Initiativen“

IMG_0108_c

„Die Kirche hat eine ganz bestimmte Mission, einen ganz bestimmten Auftrag: die Lehre Christi zu verkünden, die Taufe zu spenden, also die Sakramente zu feiern und somit eben auch durch den apostolischen Dienst die Gottesbeziehung auf diese sakramentale Ebene hin zu führen. Aber darüber hinaus ist ja die Kirche auch der Leib Christi, das Volk Gottes, jeweils lebend in der Zeit. Und deshalb gibt es auch neue Formen, Methoden, Arten, wie der Glaube verkündet und gelebt wird, über diese Grunddienste der Kirche ‚Bekenntnis, Liturgie und Diakonie‘ hinaus. Von der ‚Diakonie‘ wissen wir, dass es darum geht, die Liebe Christi den Armen, Bedürftigen, Notleidenden zuzuwenden. Aber das bedarf immer neuer Initiativen.“

(Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, Radio Vatikan, 14. Juni 2016)

„Pastorale Neuausrichtung“

Auszug aus der Ansprache von Papst Franziskus an die deutschen Bischöfe anlässlich ihres Ad Limina-Besuches im Vatikan vom 21. November 2015:

(…) Das Gebot der Stunde ist die pastorale Neuausrichtung, also „dafür zu sorgen, dass die Strukturen der Kirche alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des ‚Aufbruchs‘ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet“ (vgl. Evangelii gaudium, 27). Sicher, die Rahmenbedingungen sind dafür in der heutigen Gesellschaft nicht unbedingt günstig. Es herrscht eine gewisse Weltlichkeit vor. Die Weltlichkeit verformt die Seelen, sie erstickt das Bewusstsein für die Wirklichkeit. Ein verweltlichter Mensch lebt in einer Welt, die er selbst geschaffen hat. Er umgibt sich gleichsam mit abgedunkelten Scheiben, um nicht nach außen zu sehen. Es ist schwer, solche Menschen zu erreichen. Auf der anderen Seite sagt uns unser Glaube, dass Gott der immer zuerst Handelnde ist. Diese Gewissheit führt uns zunächst ins Gebet. Wir beten für alle Männer und Frauen in unserer Stadt, in unserer Diözese, und wir beten auch für uns selbst, dass Gott einen Lichtstrahl seiner Liebe schicke und durch die abgedunkelten Scheiben hindurch die Herzen anrühre, damit sie seine Botschaft verstehen. Wir müssen bei den Menschen sein mit der Glut derer, die als erste das Evangelium in sich aufgenommen haben. Und „jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf. In der Tat, jedes echte missionarische Handeln ist immer ‚neu‘“ (vgl. Evangelii gaudium, 11). Auf diese Weise können sich alternative Wege und Formen von Katechese ergeben, die den jungen Menschen und den Familien helfen, den allgemeinen Glauben der Kirche authentisch und froh wiederzuentdecken. (…)