Kulturtipps (III) – Charlotte Brontë: „Jane Eyre“
Es mag zunächst vielleicht etwas befremdlich erscheinen, wenn auf der Internetseite von Ordensfrauen ein Liebesroman rezensiert wird, aber natürlich nehmen auch wir Anteil an den Schicksalen und Interessen unserer Mitmenschen „draußen“, außerhalb unserer Klostermauern, und gerade weil wir uns für ein Leben in Jungfräulichkeit entschieden haben und daher unsere Herzen nicht mit eigenen Liebes- und Familienproblemen belastet sind, können wir sie umso mehr für die Nöte und Sorgen der anderen – auch wenn sie exemplarisch in Romanform geschildert werden – öffnen und diese im Gebet vor Gott tragen.
Außerdem thematisiert und transportiert dieser Roman viele Werte, die für jeden Menschen wichtig und vorbildhaft sein können beziehungsweise sollten, wie zum Beispiel die treue Erfüllung einer einmal übernommenen Pflicht, auch wenn es schwerfällt, die Bereitschaft, Böses zu vergeben und auch seinen Feinden Gutes zu erweisen, Geradlinigkeit und Offenheit, das Stehen zu eigenen moralischen Überzeugungen oder die Erkenntnis, dass Charakter und Geist eines Menschen viel wichtiger sind als Schönheit und Reichtum. Da die Autorin Tochter eines protestantischen Pfarrers war, finden sich in dem Werk auch zahlreiche Zitate und Anspielungen auf biblische Texte.