Hoffnung

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„Barmherzigkeit ist Ausdruck der Treue Gottes. Gott bleibt seiner Schöpfung, Gott bleibt dem Menschen, der Krone seiner Schöpfung, Gott bleibt seinem Volk treu. Er gibt niemand auf, wenn dieser sich nicht selbst aufgibt und sich der Gnade Gottes nicht endgültig verweigert. Gott verharmlost nicht die Sünde; er hasst sie, weil sie den Menschen zerstört. Er liebt nicht die Sünde, er liebt den Sünder und will ihn aus seinen Verstrickungen befreien, ihm immer wieder neu eine Chance geben. Seine Barmherzigkeit ist, wie es in den Psalmen heißt, so weit wie die Wolken ziehen; sie ist grenzenlos. Sie ist auch unendlich groß. Thomas von Aquin sagt, die Vergebung sei ein größeres Werk Gottes als die Schöpfung von Himmel und Erde; sie bedeutet Neuschöpfung des Menschen und so wirklich neuer Anfang und immer wieder neue Hoffnung. Gott ist damit sich selbst treu. Er ist Liebe und er ist seiner Liebe in seinem Handeln treu. In seiner Barmherzigkeit lässt er uns in sein Herz schauen und offenbart er sein tiefstes, uns Menschen unfassbares Wesen, sein Anderssein, seine Souveränität seine Transzendenz wie seine Zugewandtheit und Nähe zu uns Menschen in der Armseligkeit unserer Verstrickungen. Er löst die uns unlösbaren Knoten und Verknotungen unserer Existenz. Auf ihn ist immer und in jeder Situation Verlass, Hoffnung gegen alle Hoffnung.“

(Emeritierter Kurienkardinal Walter Kasper, Predigt, Kirche des Campo Santo Teutonico, 30. Oktober 2016)