Birgittinischer Kalender: August

Geweiht der Verklärung Christi

1. August
Meine Braut! Gehe zum Papst und sage ihm, dass die Ordensregel, die du überbracht hast und nach der in Vadstena ein Kloster gegründet werden soll, aus meinem Mund hervorging und dass ich sie mit einer geistlichen Mitgift ausgestattet habe, indem ich diesem Orden die Ablässe bewilligte, welche die Kirche zu den Ketten des hl. Petrus in Rom hat. Der Papst, der mein Stellvertreter auf Erden ist, soll daher vor den Menschen bestätigen, was vor meinen himmlischen Heerscharen angeordnet ist. [4. Buch 137. Kapitel]

2. August
Meine Braut! Weil mein Freund Franziskus die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber Gott und ihr Verlangen nach den Gütern der Welt sah, empfand er heftigen Schmerz; deshalb hat er von mir eine Gunstbezeigung erhalten, durch die die Menschen zur Gottesliebe entzündet werden. Was er nun aus Liebe erflehte, konnte ich, der ich die ewige Liebe bin, ihm nicht verweigern. Ich gewährte ihm daher die Gnade, dass alle, die an diese Kirche (Portiuncula) kommen würden, mit diesem Segen erfüllt und von ihren Sündenstrafen befreit werden sollten. [Extrav. 90]

3. August
Meine Tochter! Weil du dich so sehr über meine Herrlichkeit freust, darum wird dir mein Gebet dazu verhelfen, dass du eine immer größere Gotteserkenntnis erlangst, und der Geist des Herrn wird immer bei dir bleiben. So sprach der hl. Stephanus zur Braut. [6. B. 58. K.]

4. August
Meine Tochter! Der hl. Dominikus hatte sich meinen Sohn zu seinem ersten Herrn erkoren, und er liebte mich gleich seinem eigenen Herzen; Gott erbarmte sich seiner Tränen und machte ihn zum Stifter eines Ordens, durch den der Heilige den Übeln der Welt entgegentrat. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [3. B. 17. K.]

5. August
Meine Tochter! Wenn jemand seine Sorge darauf verwenden will, dass der gebenedeite Weinberg, den mein göttlicher Sohn mit seinem Blut gründete, erneuert werde, so will ich, die Königin des Himmels, ihm zu Hilfe kommen, wenn er erkennt, dass er nichts vermag. Unter dem Weinberg verstehe ich die Kirche Gottes, in der die Demut und die Gottesliebe erneuert werden müssen. [3. B. 10. K.]

6. August
Meine Braut! Betrachte mich, den Allerschönsten auf Tabor, und den am meisten Entstellten auf Kalvaria, wo ich weder Schönheit noch Schmuck besaß. [Extrav. 82]

7. August
Meine Braut! Die Liebe ist ein so großes Gut, dass auch nicht der geringste Gedanke der Liebe ohne Belohnung bleiben wird, wieviel weniger nun ein aus Liebe verrichtetes gutes Werk. [8. B. 40. K.]

8. August
Meine Braut! Alles hat seine Zeit, die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit werden einander begegnen. Jeder Mensch hat zuweilen Eingebungen vom guten Geist und bisweilen auch von bösen Geistern, und es gibt niemanden, der nicht, solange er lebt, von Gott mit seiner Gnade heimgesucht wird. [8. B. 48. K.]

9. August
Meine Braut! Wer nicht dafür sorgt, auch für eine kleine Sünde um Verzeihung zu bitten, den werde auch ich nicht für wert erachten, sie ihm zu verzeihen, und wenn sich diese Sünden durch Gewohnheit vermehrt haben, so wird das, was bei Reue leicht zu verzeihen gewesen wäre, bei Vernachlässigung und Verachtung schwer gestraft werden. [3. B. 19. K.]

10. August
Meine Tochter! Als der hl. Laurentius über die Kohlen ausgestreckt wurde und das Feuer alle seine Glieder brannte, erhob er seine Augen gen Himmel und sprach: Gebenedeit seist du, mein Gott und Erlöser, ich erkenne, dass ich gar wenig zu deiner Ehre getan und meine Tage nicht so gut verlebt habe, als ich sollte; darum bitte ich, verfahre mit mir nach deiner großen Barmherzigkeit. Bei diesen Worten trennte sich seine Seele vom Leib. Siehe, meine Tochter, derjenige, der meinen göttlichen Sohn so sehr geliebt hat und so große Marter für ihn erduldete, hat sich noch für unwürdig erklärt, den Himmel zu erlangen. Wie könnten nun die des Himmels würdig sein, die nur nach ihrem eigenen Willen leben? [2. B. 26. K.]

11. August
Meine Braut! Ich bin dir mit der Süßigkeit meiner Gnade zuvorgekommen, damit der Teufel nicht über deine Seele herrschen möge. [4. B. 74. K.]

12. August
Meine Braut! Die Leiber meiner Heiligen, mögen sie verwest oder unverweslich geblieben sein, sind wahrhaftig mein Schatz. Es ist eine große Lust meines Herzens, all denjenigen, die die Stätten meiner Heiligen besuchen und ihre Reliquien verehren, ewigen Belohnung zu erteilen nach dem Maß ihrer hierbei erlittenen Beschwerden. [7. B. 4. K.]

13. August
Meine Tochter! Während der ganzen Zeit, die ich nach der Himmelfahrt meines Sohnes (noch) auf Erden gelebt habe, habe ich jene Orte besucht, an denen er gelitten hat, denn sein heiligstes Leiden war meinem Herzen so tief eingeprägt, dass es in meinem Gedächtnis stets wie neu war. Dies teilte die göttliche Mutter der Braut mit. [6. B. 61. K.]

14. August
Meine Tochter! Als eines Tages mein Geist verzückt war in der Bewunderung der göttlichen Liebe, wurde meine Seele mit solchem Jubel erfüllt, dass sich in ihm meine Seele vom Körper ablöste. Was sie nun Herrliches erblickte und mit welcher Ehre sie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist empfing, sowie von welcher Menge an Engeln sie emporgetragen wurde, vermagst du nicht zu erfassen, solange deine Seele im sterblichen Leib verweilt. [6. B. 62. K.]

15. August
Meine Tochter! Nachdem mein Sohn in den Himmel auffuhr, lebte ich noch 15 Jahre auf Erden; alsdann wurde ich mit unendlicher Ehre und Jubelgesang in den Himmel aufgenommen und mit jenen Lichtgewändern angetan, mit denen mein göttlicher Sohn bekleidet ist. Wisse, dass kein menschlicher Leib im Himmel ist außer dem glorreichen Leib meines göttlichen Sohnes und dem meinen. So offenbarte die göttliche Mutter der Braut. [7. B. 26. K.]

16. August
Meine Braut! Diejenigen, die meinen Willen tun, werden eingehen in das Land, wo Milch und Honig fließt, d. h. in die himmlische Herrlichkeit. Dort werde ich meine Freunde nicht bloß sättigen mit der Süße des Honigs, sondern sie gleichsam mit unaussprechlicher und wunderbarer Süßigkeit erfüllen. [6. B. 27. K.]

17. August
Meine Braut! Du musst Gott bitten, dass die Liebe, die du zu Gott hast, täglich in dir vermehrt werde bis zu deinem Tod. [7. B. 5. K.]

18. August
Meine Braut! Tochter! Erinnerst du dich, wie mein göttlicher Sohn dir in Jerusalem, als du in die Kirche seines Grabes eingetreten warst, sagte, dass dir nun alle Sünden vollständig vergeben wurden; aber er hat dir nicht gesagt, dass du nun nichts mehr leiden dürftest. Dies gab die göttliche Mutter der Braut zu bedenken. [Extrav. 67]

19. August
Meine Braut! Derjenige tut sich Gewalt an, der den unordentlichen Regungen der Natur Widerstand leistet, sich mit Klugheit kasteit, aber zugleich fest glaubt, er werde nicht durch die Werke seiner Frömmigkeit, sondern nur durch die Barmherzigkeit Gottes den Himmel erlangen. [6. B. 69. K.]

20. August
Meine Braut! Wenn ein Mensch während seines irdischen Lebens die Gottheit sähe, würde er gleichsam wie Wachs vor dem Feuer schmelzen und seine Seele in solcher Wonne aufjubeln, dass der Leib zerfiele wie Asche. [5. Off. 11. Fragest.]

21. August
Meine Braut! Weil du meinetwegen alles verlassen hast, bist du nun von Rechts wegen mein geworden; für eine so große Liebe muss ich dir auch meine besondere Fürsorge zuwenden. Nicht Gold oder Silber, sondern mich selbst will ich dir zum Lohn geben, ich, der ich der König der Herrlichkeit bin. [1. B. 2. K.]

22. August
Meine Braut! Ein guter Gedanke ist lieblich wie duftendes Öl und süß wie köstlicher Wein; ein böser Gedanke aber ist scharf wie Senf und bitter, er macht die Seele unruhig und verwirrt, dennoch fördert er die Reinigung der Seele, so sie der Senf den Körper innerlich reinigt. [2. B. 27. K.]

23. August
Meine Braut! Alles, was du vernimmst, sollst du im Gehorsam und mit Klugheit vollziehen, denn es ist mir lieber, wenn du ißt, als wenn du gegen den Gehorsam fastest. [Extrav. 58]

24. August
Meine Braut! Vernimm, dass die Seele jenes alten Eremiten, deines Freundes, bei ihrem Austreten aus dem Leib sofort in den Himmel gekommen wäre, wenn ihr nicht beim Tod das vollkommene Verlangen, das Angesicht Gottes zu schauen, gefehlt hätte. Deshalb wird sie jetzt noch an jenem Ort aufgehalten, wo es keinen anderen Schmerz gibt als die Sehnsucht, zu Gott zu kommen. Du sollst aber wissen, dass seine Seele in die Herrlichkeit eingeführt werden wird, noch ehe sein Leib in der Erde bestattet ist. [4. B. 127. K.]

25. August
Meine Braut! Siehe, der Schatz Gottes, den man im Himmel ehrt, wird auf Erden verachtet. So wurde zur hl. Birgitta gesprochen, als die Reliquien des hl. Ludwig an einem unpassenden Ort aufbewahrt wurden. [Extrav. 59]

26. August
Meine Braut! Was erschließt dem Menschen den Himmel als allein der Wille, das Gute zu lieben. Besaß Luzifer nicht große Schönheit und Herrlichkeit, und war es nicht sein böser Wille, der ihn in den Abgrund der Hölle stürzte? [6. B. 115. K.]

27. August
Meine Braut! Betrübe dich nicht, wenn den Freunden Gottes Widerwärtiges begegnet, denn es erwächst ihnen daraus Belohnung. Der geistliche Kampf, der in der Geduld und in der göttlichen Liebe geführt wird, ist weit erhabener als der körperliche, denn der Teufel arbeitet nicht daran, das Leibliche hinwegzunehmen, sondern daran, die Tugenden zu verderben und die Geduld sowie die Beständigkeit in den Tugenden zu zerstören. [6. B. 43. K.]

28. August
Meine Braut! Der hl. Augustinus hatte, ehe er Bischof wurde, nach einer Ordensregel gelebt, und auch als er Bischof wurde, unterließ er es nicht, sein Leben nach ihr einzurichten, obwohl er zu höherer Würde emporgestiegen war. Er nahm diese wider Willen an und nur, weil er sah, dass er dadurch den Seelen nützen könnte. [3. B. 18. K.]

29. August
Meine Tochter! Ich habe stets betrachtet, mit welcher Gnade mir Gott zuvorkam, als ich noch nicht geboren war, und welche Segnungen er mir nach meiner Geburt verlieh. Bei dieser Betrachtung sehnte ich mich danach, es Gott würdig zu vergelten, und ich begab mich in die Wüste, wo mir Gott so süß wurde, dass mir alle Lust der Welt zum Ekel war. So sprach der hl. Johannes zur Braut. [6. B. 74. K.]

30. August
Meine Braut! Setze meinen Willen stets über den deinen, wie es meine Mutter getan hat, die vom Beginn ihres Lebens an bis zu ihrem Ende niemals etwas anderes gewollt hat als ich; wirst du das tun, so wird dein Herz von meiner Liebe entzündet werden und einst im Arm meiner Gottheit ruhen. [1. B. 1. K.]

31. August
Meine Braut! Fürchte nichts, niemand wird diese meine Worte entkräften können. Sie werden an jenen Ort und zu jenen Völkern gelangen, denen ich sie senden will. Wisse gleichwohl, dass sie wie kostbares Öl sind und wie dieses gemahlen, zertreten und ausgepresst werden, bald von Böswilligen, bald von Spitzfindigen und auch von denen, die da Gelegenheit suchen, damit meine Ehre zu fördern. [6. B. 100. K.]