Birgittinischer Kalender: Januar

Geweiht dem göttlichen Kinde Jesu

1. Januar
Meine Braut! Ich bin ohne Anfang und ohne Ende, bei Mir ist kein Wechsel weder des Jahres noch des Tages, sondern jegliche Zeit ist vor Mir wie eine Stunde, ja wie ein Augenblick. [1. Buch 28. Kapitel]

2. Januar
Meine Braut! Du sollst sein wie ein Mensch, welcher aufgibt und sammelt; aufgeben sollst du irdischen Besitz, dagegen Tugenden sammeln, das Hinfällige aufgeben und das Ewige sammeln, das Sichtbare aufgeben und unsichtbare Güter sammeln. [1. B. 32. K.]

3. Januar
Meine Braut! Reinige dich zu jeder Stunde von der Sünde, laß keine unerforscht, halte keine für gering und sei in nichts nachlässig, denn alles, was du versäumen wirst, dessen werde ich gedenken und es richten; keine Sünde aber, welche du während deines Lebens durch Buße gesühnt hast, wird in meine Gericht kommen. [1. B. 36. K.]

4. Januar
Meine Braut! Die Bösen werden geduldet zur Prüfung der Guten, denn durch ihre Bosheit werden jene in der Tugend geprüft. In der Widerwärtigkeit zeigt sich nämlich, wie geduldig jeder, im Glücke aber, wie beständig und gemäßigt die Seele ist. [2. B. 19. K.]

5. Januar
Meine Tochter! Wisse, daß, als die drei weisen Könige in den Stall kamen, um meinen Sohn anzubeten, ich schon zuvor deren Ankunft wusste. Als sie nun hereinkamen und sich bei der Krippe niederwarfen, hüpfte mein göttlicher Sohn fröhlich auf und sein Angesicht war ganz strahlend vor Freude; auch ich war voll wunderbaren Jubels im Herzen, ich gab sorgfältig acht auf alle ihre Worte und Handlungen und bewahrte dieselbe getreu in meinem Herzen. So teilt die göttliche Mutter der Braut mit. [7. B. 24. K.]

6. Januar
Meine Braut! Ich bin der Allermächtigste und der Allerärmste: als der Allermächtigste offenbarte ich mich bei der Anbetung der drei Könige durch die Weisung mittels eines Sternes und als der Allerärmste, da ich in Windeln gewickelt in die Krippe eines Stalles gelegt wurde. [Extrav. 82.]

7. Januar
Meine Braut! Stehe fest in meinem Dienste, du bist gleichsam in eine Ringmauer gekommen, in welche eingeschlossen du weder fliehen noch das Fundament untergraben kannst; dulde also freiwillig eine kleine Trübsal, und du wirst einst ewige Ruhe in meinem Arm genießen. [1. B. 46. K.]

8. Januar
Meine Braut! Diese Welt ist gleich einem Schiff, das beladen ist mit Sorgen und hin und her getrieben wird durch die Stürme der Versuchungen. Die Menschen, die sich auf diesem Schiff befinden, sind niemals in Sicherheit, ehe sie nicht in den Hafen der Ruhe gelangt sind. [6. B. 67. K.]

9. Januar
Meine Braut! Deine Kleider sollen sein: innere und äußere Demut, so daß du dich nicht innerlich erhebst, als seiest du heiliger als andere, noch auch dich vor den Menschen schämst, äußerlich demütig zu erscheinen. [1. B. 34. K.]

10. Januar
Meine Braut! Wer wahrhaft nach dem Himmlischen verlangt, muss alle irdischen Neigungen aus seinem Herzen entfernen, denn nur der kostet, wie süß der Herr ist, der das Irdische und Vergänglich gering schätzt. [6. B. 106. K.]

11. Januar
Meine Tochter! Jener Schmerz war nicht der geringste, den ich erlitt, als ich mit meinem Sohn nach Ägypten flüchtete und als ich vernahm, dass die unschuldigen Kinder getötet wurden und Herodes meinen göttlichen Sohn verfolgte. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 58. K.]

12. Januar
Meine Braut! Betrachte fleißig, solange es Zeit ist, das Blatt der Gerechtigkeit, denn jeder, der gerettet wird, muss durch Feuer oder Wasser gerettet werden, das heißt, entweder durch eine geringe Bußbeschwerde in der Zeit, oder durch das Fegefeuer in der Ewigkeit. [4. B. 85. K.]

13. Januar
Meine Braut! Liebe mich von ganzem Herzen, fliehe die Hoffart und ergreife die Demut, bewahre deinen Mund und alle deine Glieder unbefleckt zu meiner Ehre; gehorche, wie Ich dir befohlen, erforsche stündlich dein Gewissen und erhebe dich sogleich wieder, wenn du gefallen bist; bekümmere dich nicht um die Ehre der Welt noch um ihre Freunde, denn wenn du Mich hast, wird dir alles süß werden. [3. K. Vorrede zur Regel.]

14. Januar
Meine Tochter! Mein göttlicher Sohn war, wie es im Evangelium heißt, seinen Eltern untertan; Er war Joseph so gehorsam, dass Er alles sogleich ausführte, wenn Ihm Joseph etwa sagte: Tue dieses oder jenes, denn Er verbarg die Macht Seiner Gottheit dergestalt, dass diese nur von Mir und von Joseph erkannt werden konnte, die wir sehr häufig ein wunder bares Licht Ihn umleuchten und Engelsstimmen über Ihn singen hörten. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 58. K.]

15. Januar
Meine Braut! Die heiligen Einsiedler haben die Gabe des Fastens unter anderen Gründen auch deshalb erhalten, um meine Gnade und Macht an ihnen zu offenbaren, damit die Menschen wissen mögen, dass, wie Ich die Seele ohne Speise erhalte, Ich auch den Leib ohne Speise zu erhalten vermöchte, wenn es Mir so gefiele. [4. B. 108. K.]

16. Januar
Meine Tochter! Das Angesicht meines göttlichen Sohnes und sein Reden waren so wunderbar lieblich, dass viele Betrübte sagten: Lasst uns hingehen zum Sohn Mariens, von Ihm werden wir getröstet werden. Als wir uns aber in Armut und vielen Beschwerden befanden, verschaffte er uns nicht Gold und Silber, sondern ermahnte uns zur Geduld, und es kam uns das Notwendige zu, teils durch unsere Arbeit und bisweilen auch durch das Mitleid frommer Herzen. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 58. K.]

17. Januar
Meine Braut! Wenn du zum Zorn gereizt wirst, so sprich nicht, ehe der Unwille aus deinem Herzen entfernt ist; nachdem aber die Gemütserregung gewichen und deren Ursache erwogen wurde, sprich gelassen und mit Sanftmut; betrifft es aber etwas, wo du mit Reden nichts ausrichtest und durch Schweigen nicht sündigst, so ist es um es Verdienstes willen besser zu schweigen. [6. B. 6. K.]

18. Januar
Meine Tochter! Ich werde dir helfen, damit du der Früchte jener Samenkörner teilhaft wirst, die ich auf Erden gesät habe. Rom war einst eine Stadt der Kämpfer, ihre Straßen waren mit Gold und Silber gepflastert, jetzt aber sind ihre Saphirsteine in Kot verwandelt. So sprach der Apostelfürst zur heiligen Birgitta. [4. B. 5. K.]

19. Januar
Meine Braut! Wer nicht auf das Kleine achtet, wird bald in Größerem fehlen, denn auch eine läßliche Sünde, über die das Gewissen Vorwürfe macht, kann, wenn man sie nicht aufgibt, der Seele noch den Tod bringen. [6. B. 114. K.]

20. Januar
Meine Braut! Es gefällt mir besser, wenn die Nonnen in jener heiligen Armut, die sie gelobt haben, ruhig leben, als wenn sie sich in irdische Sorgen verstricken, sei es auch nur, um von ihrem Reichtum Almosen spenden zu können. [6. B. 99. K.]

21. Januar
Meine Tochter! Komm und setze dir die Krone auf, die aus sieben Kostbaren Steinen gearbeitet ist; was versinnbildlicht die Krone aber sonst als die Bewahrung der Geduld, die in der Trübsal geschmolzen und von Gott gekrönt wird. So wurde dir Braut von St. Agnes begrüßt. [4. B. 124. K.]

22. Januar
Meine Braut! Du sollst nach innen gleichsam mit Demut übergoldet sein, so dass du niemandem als Mir zu gefallen begehrst, dich aber auch nicht scheust, den Menschen um meinetwillen zu missfallen. [4. B. 100. K.]

23. Januar
Meine Tochter! Ehe Joseph sich mit Mir vermählte, erkannte er, erleuchtet durch den Heiligen Geist, dass ich meine Jungfräulichkeit Gott geweiht hatte; er verlobte sich mir in der Absicht, Mir zu dienen und Mich als seine Gebieterin, nicht aber als seine Gemahlin zu betrachten. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [7. B. 25. K.]

24. Januar
Meine Braut! Jeder, der mit Erfolg streiten will, muss beherzt sein und wieder aufstehen, wenn er fällt, sich nicht auf eigene Kräfte verlassen, sondern auf meine Barmherzigkeit und dem Beistand meiner Gnade vertrauen, denn wer in meine Güte Misstrauen hegt, der verdient es, wenn er fällt. [4. B. 89. K.]

25. Januar
Meine Tochter! Gott hat mich aus einem Wolf zu einem Lamm gemacht, erstens um seines überaus großen Erbarmens willen, die aus Unwürdigen ihre auserwählten Gefäße macht, und dann infolge des Gebetes des heiligen Stephanus; deshalb ist es gut für alle, zu beten, denn das Gebet des Gerechten nützt denen, die bereit sind, Gnaden zu empfangen. So belehrte der hl. Paulus die Braut. [4. B. 6. K.]

26. Januar
Meine Braut! Du bist diejenige, die in einem armen Haus erzogen wurde und nun in die Gesellschaft vornehmer Personen gekommen ist. Das arme Haus ist die Welt, von diesem bist du nun abgezogen und in die Wohnung des Heiligen Geistes geführt worden, der in Mir ist und Ich in Ihm; bilde dich also nach dem Inwohner des Hauses und bleibe rein, demütig und fromm. [5. B. 9. Off.]

27. Januar
Meine Braut! Damit der Mensch seine Schwäche erkenne sowie die Stärke, die er von Mir hat, ist es nötig, dass von meiner Barmherzigkeit zugelassen wird, dass ihn zuweilen böse Gedanken versuchen, welche, wenn er ihnen seine Einwilligung nicht gibt, eine Reinigung seiner Seele und Bewahrung seiner Tugenden werden. [2. B. 27. K.]

28. Januar
Meine Braut! Du wunderst dich, wenn du vernimmst, dass ein Freund Gottes Trübsal erleidet, der Sünder hingegen geehrt wird. Ich antworte dir: Was ist die Trübsal der Zeit anderes als die Vorbereitung und Erhebung zur ewigen Krone, und was ist das Glück für einen Menschen, der die Gnade mißbraucht, anderes als ein Niedersteigen zum Verderben. [4. B. 15. K.]

29. Januar
Meine Braut! Ich habe der Seele des Menschen, die durch die Macht meiner Gottheit erschaffen wurde, ein Haus erbaut, da Ich ihr einen sterblichen Leib gegeben habe, in dem sie bewährt und in Tugenden geübt werden sollte. Edel ist er, weil er von Gott erschaffen ist und Anteil an allen Elementen hat und auch am Jüngsten Tag auferstehen wird; unedel ist er aber im Vergleich zur Seele, weil er von der Erde, sie hingegen ganz geistig ist. Da nun der Leib einigen Adel hat, muss er mit Tugenden geschmückt sein, um am Tag des Gerichts verherrlicht zu werden. [6. B. 66. K.]

30. Januar
Meine Braut! Ich kann über das, was Mein ist, verfügen, wie Ich will, und weil du Mein bist, sollst du dich nicht verwundern über das, was nach meinem Willen an dir geschieht; sei nur standhaft im Erdulden und bereit, alles zu tun, was ich dir befehle. [4. B. 77. K.]

31. Januar
Meine Braut! Wer nach dem lebt, was er versteht, wer sich der Eitelkeit der Welt und der Neugierde entzieht, wer nichts so sehr sucht als seinen Gott, der hat klare Augen; diejenigen aber, die zwar die Wissenschaft haben, aber nicht die Gottesliebe, um zu wirken, was sie verstehen, gleichen den Blinden, die zwar Augen zu haben scheinen, sie aber doch nicht haben. [2. B. 24. K.]