Birgittinischer Kalender: März

Geweiht dem Leiden Christi

1. März
Meine Braut! Wer kann die Ängste meiner heiligen Menschennatur zu begreifen, als ich am Ölberg flehte, dass der Kelch des Leidens an mir vorübergehen möge, und als Blutstropfen aus meinem Leib traten. [4. Buch 126. Kapitel]

2. März
Meine Braut! Sieh mich, den Liebevollsten und am lieblosesten Behandelten: den Liebevollsten bei der Erlösung und im Umgang mit Sündern; den am lieblosest Behandelten, dem man am Kreuz sogar Mörder beigesellte. [Extrav. 82]

3. März
Meine Braut! Weil mein Haupt für dich zerstochen wurde und am Kreuz sich neigte, so musst auch du dein Haupt zur Demut neigen, und weil meine Augen blutig und voller Tränen waren, darum müssen deine Augen sich all dessen enthalten, was sie ergötzen könnte, und weil mein Mund mit bitterster Galle und mit Essig getränkt wurde, soll sich dein Mund nur für gute Gespräche auftun, denn ich fordere von dir größere Vollkommenheit, weil ich dir auch größere Gnaden erwiesen habe. [1. B. 11. K.]

4. März
Meine Braut! Damit meine Freunde nicht fürchten, verlassen zu sein, wenn ihnen die Trübsal naht und sie verzagen, darum habe ich ihnen an mir, als blutiger Schweiß aus meinem Körper drang, gezeigt, wie das schwache Fleisch sich jederzeit vor Leiden scheut. [1. B. 39. K. ]

5. März
Meine Braut! Folge meiner Demut nach, denn ich, der König der Herrlichkeit, habe mich in schlechtes Linnen gehüllt, bin entblößt an der Geißelsäule gestanden und habe mit meinen Ohren alle Schmach und alles Hohngelächter vernommen. [1. B. 1. K.]

6. März
Meine Tochter! Wie Adam und Eva die Welt für einen Apfel verkauft haben, so haben mein Sohn und ich gewissermaßen die Welt mit einem Herzen zurückerkauft; bedenke daher wohl, was ich beim Leiden meines Sohnes erduldete, und es wird dir nicht schwer werden, allen geschaffenen Dingen zu entsagen. So belehrte die göttliche Mutter die Braut. [1. B. 35. K.]

7. März
Meine Braut! Ich bin jetzt noch derselbe, der ich damals war, als ich dem Schächer, der um Barmherzigkeit bat, alle Sünden erließ und ihm die Pforten des Paradieses erschloss; dem anderen aber, der mich verachtete, öffnete sich die Hölle. [4. B. 10. K.]

8. März
Meine Braut! Ich bin gegeißelt, mit Dornen gekrönt und ans Kreuz geschlagen worden, so dass alle Nerven und Adern meines Leibes zerrissen wurden; ich hörte alle Schmachreden und habe für das Heil der Menschen den bittersten Tod erduldet. Das alles beachten die Menschen nicht, sie tragen das Joch des Teufels mit vorgetäuschter Fröhlichkeit und wissen und empfinden es nicht eher, bis der Schmerz über die endlose Bürde an sie herantritt. [7. B. 30. K.]

9. März
Meine Tochter! Betrachte eifrig das Leiden meines Sohnes, dessen Größe und Bitterkeit das Leiden aller Heiligen übertroffen hat. Dazu forderte die göttliche Mutter die Braut auf. [1. B. 58. K.]

10. März
Meine Braut! Ich bin die höchste Liebe; alles, was ich von Ewigkeit her getan habe, geschah aus Liebe, und was ich in Zukunft tun werde, geht aus meiner Liebe hervor; diese Liebe ist in mir jetzt noch so unermesslich, als sie es zur Zeit meines Leidens war, wo ich durch meinen Tod alle Auserwählten erlöste. [7. B. 19. K.]

11. März
Meine Braut! Als ich in unermesslichen Schmerzen am Kreuz dahing, öffnete ich meine Augen und sah meine Mutter weinend dastehen; ihre Glieder waren wie erstarrt, und sie war erbleicht; ihr Weh um mich und meine Schmerzen peinigten mich mehr als meine eigenen. [Extrav. 51]

12. März
Meine Braut! Derjenige verkauft alles, der nicht mehr für sich verwendet, als zum nötigen Lebensunterhalt gehört, und alles Übrige an die Armen verteilt; so ist es am heiligen Gregor und an vielen andren fürstlichen Personen zu sehen, die von Gott so sehr geliebt wurden, obwohl sie Reichtum besaßen. [6. B. 46. K.]

13. März
Meine Braut! Ich habe dem Menschen den Weg gezeigt, auf dem er den Eitelkeiten entfliehen könnte, denn ich bin ihm in Armut und Gehorsam vorangegangen, ich habe Mühsal und Schmerz erwählt und den bittersten Tod erlitten; meine Freunde sind lange Zeit auf diesem Weg gegangen, jetzt aber ist er wie verödet. [6. B. 54. K.]

14. März
Meine Braut! Im Augenblick meines Todes sank das ganze Gewicht meines Körpers auf die Füße, meine Augen waren halb geöffnet, und ich hing vollkommen entstellt da. Schau, derartiges habe ich, dein Schöpfer gelitten, und niemand nimmt es sich zu Herzen. [Extrav. 51]

15. März
Meine Tochter! Als ich den Ruf meines Sohnes am Kreuz vernahm: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“, erzitterten alle Glieder meines Körpers. Der Eindruck, den er auf mich machte, war mir stets gegenwärtig, sooft ich später an diesen Ruf dachte. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [1. B. 10. K.]

16. März
Meine Braut! Wie der Glanz sich nie vom Feuer trennen lässt, so ist auch meine Gottheit niemals von meiner Menschennatur getrennt worden, auch im Tod nicht. [1. B. 1. K.]

17. März
Meine Braut! Betrachte häufig, was der Sohn Gottes, der eins ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist, gelitten hat, wie er gefangengenommen wurde, Backenstreiche erhielt, wie er gegeißelt wurde, so dass das Fleisch herabgerissen wurde, wie er, während alle seine Nerven auseinandergerissen und durchbohrt wurden, voller Schmerzen am Kreuz hing und mit dem Ruf „Es ist vollbracht“ seinen Geist aufgab. [6. B. 20. K.]

18. März
Meine Braut! Erscheint es hart, etwas für mich zu erleiden, so betrachte man, was ich für die Menschheit getan habe; ich bin für sie mit blutenden Füßen zum Kreuz gegangen, habe mir Hände und Füße durchbohren lassen und keines meiner Glieder geschont; trotzdem beachten die Menschen das alles nicht und ziehen sich von mir zurück. [2. B. 12. K.]

19. März
Meine Tochter! Joseph, mit dem ich vermählt war, war ein getreuer Zeuge der Wunder Gottes; geduldig im Ertragen der Armut hatte er sein ganzes Verlangen darauf gerichtet, dem Willen Gottes zu gehorchen; darum ist jetzt seine Herrlichkeit so groß. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 59. K.]

20. März
Meine Tochter! Gott hat die Ehe meines Vaters und meiner Mutter in solcher Keuschheit geknüpft, dass nie eine heiligere Ehe gefunden wurde, und da ihnen von einem Engel verkündet wurde, dass sie eine Tochter erzeugen würden, von der das Heil der Welt ausgeht, hätten sie doch lieber sterben, als sich in sinnlicher Weise vereinigen mögen. [1. B. 9. K.]

21. März
Meine Braut! Der heilige Benedikt würde auch ohne Wüste den Himmel erlangt haben, weil er der Welt abgestorben und sein Herz ganz mit Gott erfüllt war; doch es gefiel Gott, Benedikt auf einen Berg zu berufen, damit viele nach seinem Vorbild zur Vollkommenheit angeregt würden. [3. B. 20. K.]

22. März
Meine Braut! Deine Tochter Katharina ist die Gefährtin, die ich dir versprochen habe; sie ist eine schöne Pflanze, die ich selber pflegen will, damit sie zu einem fruchtbringenden Baum heranwachse, und weil sie den Tau meiner Gnade braucht; will ich sie mit meiner Weisheit betauen. [Vita S. Cath.]

23. März
Meine Braut! Als ihr in jene Kirche eingetreten seid, die durch mein Blut geweiht worden ist, seid ihr von allen euren Sünden so gereinigt worden, als ob ihr eben erst aus dem Quell der Taufe emporgestiegen wäret; denn allen, die mit vollkommen reumütigem Herzen an diese Stätte kommen, werden ihre Sünden ganz erlassen, und die heiligmachende Gnade wird in ihnen auf wunderbare Weise vermehrt. [7. B. 14. K.]

24. März
Meine Braut! Meine Gottheit sandte ihr Wort durch den Erzengel Gabriel an die Jungfrau Maria; nichtsdestoweniger war derselbe Gott, der sandte, auch der von ihm selbst Gesandte, und nachdem das Wort vom Engel ausgesprochen war, wurde es Fleisch in der Jungfrau. [2. B. 13. K.]

25. März
Meine Tochter! Nachdem ich das Wort des Engels vernommen hatte, verspürte ich die innigste Neigung, die Mutter Gottes zu werden, und ich sprach in demutsvoller Liebe: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ Nach dieser Zustimmung wurde der Sohn Gottes sogleich unter unaussprechlichem Jubel meines Geistes in meinem Leib empfangen. [1. B. 10. K.]

26. März
Meine Braut! Der Sohn Gottes wurde auf Erden arm, um alle mit ewigem Reichtum reich zu machen; er trug auf seinem Rücken die schwerste Last, nämlich das bittere Kreuz, und tilgte mit seinem Blut die Sünden aller. [6. B. 64. K.]

27. März
Meine Tochter! Als mein Sohn vom Kreuz auf mich herabblickte, da entströmten meinen Augen Tränen, als würden sie aus Adern fließen, und als er mich wie vernichtet ansah, verursachte ihm dies so bitteres Leid, dass aller Schmerz, den ihm seine eigenen Wunden verursachten, gleichsam davor verschwand. So offenbarte die göttliche Mutter der Braut. [1. B. 35. K.]

28. März
Meine Braut! Ich kann wohl sagen, dass meine Mutter und ich den Menschen mit einem Herzen erlöst haben; ich durch meine Leiden, die ich erduldete, sie durch den Schmerz ihres Herzens und ihre Liebe. [Extrav. 3]

29. März
Meine Tochter! Beim Tod meines göttlichen Sohnes geriet alles in heftige Bewegung; Sonne und Mond verloren ihren Glanz, die Erde erbebte, die Felsen spalteten sich und Gräber taten sich auf, alle Menschen wurden bewegt, wo auch immer sie waren, denn sie fühlten einen Schmerz in ihrem Herzen, obwohl sie nicht wussten, woher er kam. [6. B. 11. K.]

30. März
Meine Tochter! Aus ebenso vielen Adern als das kostbare Blut meines Sohnes herausfloss, mit ebenso vielen Lanzenstichen wurde mein Herz durchstochen. Als seine Hände und Füße durchbohrt waren, zog sich der Schmerz der zerrissenen Nerven mit furchtbarer Heftigkeit nach seinem Herzen und vom Herzen wieder zu den Nerven, und da sein Herz von bester Beschaffenheit war, rangen Leben und Tod so qualvoll lang. Möchten doch die Menschen wohl bedenken, in welch unermesslichem Leid ich mich beim Tod meines Sohnes befand. [1. B. 27. K.]

31. März
Meine Tochter! Ich war zugegen, als der glorreichste Streiter, mein göttlicher Sohn, aus Jerusalem auszog, um den Kampf zu bestehen, der so hart war, dass alle Nerven seines Leibes ausgespannt, seine Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt wurden, er das Haupt neigte und seinen Geist aufgab. Sein Herz wurde noch mit einer Lanze durchstochen, und so hat er mit dem größten Schmerz die Seelen erlöst – Er, der jetzt thront in seiner Herrlichkeit und seine Arme auf die Menschen hin ausstreckt. [3. B. 13. K.]