Geweiht der jungfräulichen Gottesmutter
1. Mai
Meine Braut! Meine Mutter ist mit der Blume in einem Garten zu vergleichen; obwohl verschiedene duftende Blumen um sie her stehen, überragt sie doch alle an Schönheit. Diese Blumen sind die Auserwählten von Adam bis ans Ende der Welt; sie sind in den Garten dieser Welt gepflanzt, und sie ist unter allen die vorzüglichste. [1. Buch 52. Kapitel]
2. Mai
Meine Braut! Die geistliche Freude ist für die, die Gott lieben, glanzvoller als die Sonne und leuchtet heller als Gold; denn wenn sie diese besitzen, durchbrechen sie die Finsternis der Laster und ersteigen den Gipfel der Geduld. [2. B. 22. K.]
3. Mai
Meine Braut! Dieser Mensch hat einen nicht lobenswerten Tausch gemacht; denn er hat Dreck genommen und die köstlichste Perle hinweggegeben; er empfing verachtenswertes Gold und ließ das Holz von sich weg, mit dem er seine Feinde hätte besiegen können. So sprach der Herr zur hl. Birgitta, als jemand einen in Gold gefassten Partikel des heiligen Kreuzes vertauschte. [Extrav. 106.]
4. Mai
Meine Braut! Meine Mutter ist wie die Morgenröte, die in der Klarheit der ganzen Kraft aufgeht, sie ist wie ein Gestirn, das der Sonne vorangeht, weil sie mit ihrer Liebe meiner Gerechtigkeit vorausgeht; sie ist eine weise Vermittlerin, weil sie Frieden stiftet zwischen denen, die uneins sind, nämlich zwischen Gott und dem Menschen. [Extrav. 50]
5. Mai
Meine Braut! Eine Rose duftet lieblich und ist schön anzusehen, trotzdem wächst sie nur unter Dornen. So ist es auch mit den guten und gerechten Menschen: Obwohl sie durch Geduld sanft sind und von den Sitten her schön, so können sie doch keine Fortschritte machen noch bewährt werden außer unter Bösen. [1. B. 22. K.]
6. Mai
Meine Tochter! Ich bin derjenige, der die Schrift vollkommen verstand und sie vermehrt hat; ich wurde bei meiner Marter schmählich entblößt, aber weil ich geduldig litt, bekleidete Gott meine Seele mit dem Gewand glorreicher Unsterblichkeit. Ich bin in siedendes Öl eingetaucht worden, deshalb erfreue ich mich jetzt in dem Öl ewiger Wonne. So sprach der heilige Johannes zur Braut. [4. B. 1. K.]
7. Mai
Meine Braut! Meine Worte sind wie die Blüten eines guten Baumes; obwohl nun aber alle Blüten aus ein und der selben Wurzel hervorsprossen, gelangen doch nicht alle zum Fruchtbringen. [2. B. 24. K.]
8. Mai
Meine Braut! Die Engel betrachten einer des anderen Schönheit und bewundern die Schönheit aller heiligen Seelen, aber sie erkennen, dass die Schönheit Mariens alle weit überstrahlt. [1. B. 51. K.]
9. Mai
Meine Braut! Meine Mutter ist wie eine leuchtende und brennende Flamme, durch die erloschene Lichter wieder angezündet werden; so werden durch ihre Liebe diejenigen wieder lebendig, die bereits in Sünden erstorben waren, denn die Süßigkeit ihrer Worte ist für mich so groß, dass ich nicht versagen kann, um was sie bittet. [1. B. 50. K.]
10. Mai
Meine Braut! Jeder, der gut ist, ist mir allein bekannt und ebenso, was er verdient; denn vieles erscheint schön, was es nicht ist; da nun das Feuer das Gold bewährt, lasse ich für die Gerechten manchmal Trübsale zu. So wurde Job geprüft, und wie ich ihm um sein Verdienst mit der Gnade zuvorgekommen bin, habe ich ihn auch mit meiner Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bewährt. [5. B. 10. Off. 15. Fragest.]
11. Mai
Meine Braut! Was ist die Ehre der Welt anderes als Wind und Beschwerde und eine Minderung des göttlichen Trostes; was aber ist Trübsal anderes als eine Gelegenheit, die Tugenden zu üben. [4. B. 15. K.]
12. Mai
Meine Braut! Die Reinheit Mariens, welche größer war als die aller Engel, zog meine Gottheit zu ihr, so dass sie von der Glut des Heiligen Geistes entflammt wurde, und durch sie wurde ich, der wahre Gott, Mensch in ihrem jungfräulichen Leib. Wie nun die Wärme von der Sonne ausgeht, so soll durch sie jegliche Barmherzigkeit gewährt werden, und alle, welche mit dem Willen, sich zu bessern, durch sie um Gnade bitten, sollen Gnade erlangen. [1. B. 50. K.]
13. Mai
Meine Braut! Wie es damals nur wenige gab, die den wahren Glauben hatten, als der Sohn Gottes zum Himmel auffuhr, so sind es auch jetzt nur wenige, die das Gebot erfüllen: „Du sollst Gott über alles lieben und deinen Nächsten wie dich selbst!“ [6. B. 47. K.]
14. Mai
Meine Braut! Der Gehorsam ist eine Tugend, durch die Unvollkommenes vollkommen wird. Ich bin meinem Vater gehorsam gewesen bis zum Tod am Kreuz, um durch mein Beispiel zu zeigen, wie sehr Gott die Verleugnung des eigenen Willens gefällt. [6. B. 121. K.]
15. Mai
Meine Braut! Die Christen waren einst schön durch ihren Glauben, süß durch ihre Liebe und fruchtbar durch tugendreichen Lebenswandel; jetzt aber sind sie entartet, scheinen nur dem Namen nach schön, sind in ihrem Wandel aber häßlich und unfruchtbar in bezug auf Gott und ihre Seele. [6. B. 44. K.]
16. Mai
Meine Braut! Das Haupt meiner Mutter war wie glänzendes Gold und ihre Haare wie die Strahlen der Sonne, da ihre überaus reine Jungfräulichkeit vor meinen Augen in aller Demut geleuchtet hat; darum wird sie mit Recht eine Königin der Reinheit genannt, gekrönt wegen ihrer ausgezeichneten Würde. [5. B. 4. Off.]
17. Mai
Meine Braut! Was du bessern kannst, es aber um eines zeitlichen Vorteils oder um einer Gunst willen unterlässt, das wird dir zum Gericht und als Sünde angerechnet werden. [6. B. 76. K.]
18. Mai
Meine Braut! So wie die emporwachsenden Blumen den Tau an sich ziehen und der Tau sich in die Blumen einschließt, so schließen auch die Tränen, die aus Liebe zu Gott vergossen werden, Gott in die Seele ein und Gott zieht die Seele an sich. [4. B. 81. K.]
19. Mai
Meine Braut! Ich habe viele Freunde, deren Leben für mich süßer ist als Honig, köstlicher als Wein und leuchtender vor meinen Augen als die Sonne. Aber weil es mir so gefällt, habe ich dich erwählt; nicht weil du besser wärest als jene oder mit ihnen auch nur verglichen werden könntest oder würdiger an Verdiensten wärest als sie, sondern weil ich es so will, der ich aus Unwissenden Weise und aus Sündern Gerechte mache. Darum demütige dich in allem und sei über nichts bekümmert als über deine Sünden. [2. B. 16. K.]
20. Mai
Meine Braut! Meine Mutter ist wie eine reichlich strömende Quelle, aus der den Menschen Barmherzigkeit zufließt, daher werden alle, die mit dem Willen, sich zu bekehren, sie um Barmherzigkeit anflehen, Gnade erhalten. [1. B. 50. K.]
21. Mai
Meine Braut! Als ich die Welt verließ und in den Himmel zurückkehrte, hinterließ ich den Menschen ein kostbares Andenken, nämlich meinen heiligsten Leib, dessen Hüter die Priester sind: Sie stehen durch ihr Amt über den Engeln, denn niemals würden die Engel denjenigen zu berühren wagen, den die Priester mit ihren Händen berühren. [4. B. 56. K.]
22. Mai
Meine Braut! Ich habe mir aus innigster Liebe mit meinem Blut einen Bienenkorb, das ist, meine heilige Kirche gegründet, in welchem sich die Christen in der Einheit des Glaubens und in gegenseitiger Liebe versammeln sollen. Die Zellen desselben sind ihre Herzen, in die die Süßigkeit der guten Gedanken eingehen muss, die gezogen werden sollen aus der Betrachtung meiner Liebe bei der Schöpfung und der Erlösung. [2. B. 19. K.]
23. Mai
Meine Braut! In dem Bienenkorb meiner heiligen Kirche gibt es zwei Arten von Bienen. Die eine Art sind die schlechten Christen, die träge im Flug sind und leer heimkehren, ohne Süßigkeit mitzubringen, sind unnütz und werden, wenn die Zeit der Absonderung gekommen ist, von den Guten gesondert und mit ewigem Hunger gepeinigt werden; die guten aber bieten mir, ihrem Herrn, den Honig der Süßigkeit an, das heißt, Werke der Liebe: Ihr Wille richtet sich nach dem meinen und ihr ganzes Wirken ist auf meine Ehre ausgerichtet. [2. B. 19. K.]
24. Mai
Meine Tochter! Ich stand unter dem Kreuz, als der Sohn Gottes durch sein Blut den Himmel öffnete. Ich war auf dem Berg, als er in den Himmel auffuhr. Nun stehe ich über der Welt unter beständigem Gebet wie ein Regenbogen über der Wolke; er scheint sich auf die Erde hinabzuneigen und sie mit beiden Enden zu berühren. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [3. B. 10. K.]
25. Mai
Meine Braut! Hab acht, dass du denjenigen, die dich schmähen, kein Zeichen von Zorn oder Ungeduld spüren lässt, sondern segne die, die dich verfolgen, und Gott wird dir für den Fluch Segen geben. [6. B. 65. K.]
26. Mai
Meine Braut! Du sollst wissen, dass noch Menschen kommen werden, die mit Freude diese Worte der himmlischen Offenbarungen annehmen werden, die du bisher empfangen hast, und obwohl vielen wegen ihrer Undankbarkeit meine Gnade entzogen wurde, so werden doch an ihrer Stelle andere aufstehen und sie erlangen. [7. B. 31. K.]
27. Mai
Meine Braut! Maria ist das Gefäß der Reinheit, in dem das Brot der Engel lag und in dem sich jegliche Süßigkeit und Schönheit befindet. In welcher Not sich ein Mensch auch befinden mag, er wird errettet werden, wenn er sie mit gläubigem Herzen anruft. [1. B. 31. K.]
28. Mai
Meine Braut! Die Augen meiner Mutter waren so leuchtend vor dem Angesicht meines Vaters, dass er sich in ihnen spiegelte; denn der Vater schaute in ihnen ihren ganzen Willen, der sich gänzlich nach dem seinigen richtete. Wahrlich, Gott der Vater hat sich an der Schönheit des Wandels meiner Mutter erfreut und seine Augen nimmer von ihr abgewandt; – durch ihre Liebe haben alle Liebe erlangt. [5. B. 4. Off.]
29. Mai
Meine Braut! Meine Mutter übertrifft alle Heiligen an Heiligkeit; wie rein die Engel auch sein mögen, sie ist noch reiner, und wie erfüllt vom Geist Gottes die Propheten auch gewesen sind, wie vieles die Märtyrer auch erlitten haben, völliger und feuriger war doch in meiner Mutter der Geist, und sie war mehr als ein Märtyrer. [4. B. 92. K.]
30. Mai
Meine Braut! Maria ist wie die Morgenröte, die mit Klarheit hervorgeht, sie hat über alle Himmel geglänzt, und ihr Licht und ihre Klarheit überstrahlt alle Engel; durch ihre Reinheit hat sie die wahre Sonne, das heißt, meine Gottheit an sich gezogen, und zwar so sehr, dass sie in sie einging; durch den Glanz dieser Sonne wurde sie auch mehr als alle von der göttlichen Weisheit erleuchtet. [1. B. 50. K.]
31. Mai
Meine Tochter! Ich, die Mutter der Barmherzigkeit, bin einer Blume ähnlich, aus welcher die Bienen vorzügliche Süßigkeit herausziehen; wieviel nun auch aus ihr gesammelt wird, so bleibt nichtsdestoweniger immer noch Süßigkeit in ihr zurück; so erlange auch ich Gnaden für alle und habe dennoch genug übrig. [4. B. 86. K.]