Birgittinischer Kalender: Oktober

Geweiht den Engeln und Heiligen

1. Oktober
Meine Braut! Es wurde ein Gesetz aufgestellt, dass es im Willen des Menschen stehen soll, mir, seinem Gott, zu folgen, um die ewige Krone zu erlangen. Wenn er aber dem Teufel folgt, wird er ewige Pein haben. Ich verlange nun nach den Seelen, um ihnen ewige Freude und Herrlichkeit zu verleihen, der Teufel aber, um sie in ewiges Elend und endlose Qual zu stürzen. [7. B. 11. K.]

2. Oktober
Meine Braut! Allen Menschen sind gute Engel gegeben zum Schutz und böse zur Prüfung; die heiligen Engel sind aber niemals von Gott getrennt, sie dienen den Seelen in der Weise, dass sie Gott nie verlassen und beständig vor seinem Angesicht verweilen. [1. B. 9. K.]

3. Oktober
Meine Braut! Sieh, wie große Unbeständigkeit aus einer verdorbenen Wurzel des Herzens hervorgeht. Erhebt sich etwas Trübsal, so wird die Seele von allen Seiten geängstigt wie ein vom Wind gepeitschter Baum, ist in nichts beständig und klagt über alles. Weht sie hingegen Ehre an, so wird sie nicht geringe Sorge haben, wie allen gefallen und von alles gut geheißen werden möge. [6. B. 30. K.]

4. Oktober
Meine Braut! Mein Freund Franziskus ist wie ein im Feuer stehender Stein, weil er mich in sich hatte, der ich das göttliche Feuer bin. [Extrav. 90.]

5. Oktober
Meine Braut! Der Teufel, der die Freunde Gottes beständig verfolgt, lässt den Menschen oft von schweren Versuchungen frei, um ihn, wenn er nicht vorsichtig ist, desto leichter in Geringerem zu betrügen und zu verwickeln. Er lässt auch das Laster als eine Tugend erscheinen; denn z. B. könnte es unter dem Schein der Barmherzigkeit Sünde sein, wenn sie nur geübt wird, um den Menschen zu gefallen, die Demut aber wäre Hoffart, wenn sie hervortritt, um von den Menschen bemerkt zu werden, die Tugend der Geduld könnte sich zeigen, ohne es wirklich zu sein, wenn sie sich wegen erlittenem Unrecht rächen möchte, es aber duldet, nur weil sich eine zur Rache geeignete Zeit nicht findet. [4. B. 88. K.]

6. Oktober
Meine Braut! Viele Heilige sind auf Eingebung des heiligen Geistes in die Länder der ungläubigen gezogen und haben zwar nicht erlangt, was sie verlangten, sind aber ihres guten Willens wegen auf erhabene Weise gekrönt worden, und ihrer Geduld wegen beschleunigte Gott die Zeit der Erbarmung. [8. B. 49. K.]

7. Oktober
Meine Tochter! Du wunderst dich darüber, dass sich dir im Alter Versuchungen nahen, die du vorher nie erfahren hast; das geschieht, damit du wissen sollst, dass du ohne meinen Sohn nichts bist und nichts kannst und dass es keine Sünde gibt, in die du nicht gefallen wärest, wenn er dich nicht bewahrt hätte. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 94. K.]

8. Oktober
Meine Braut! Wie Wachs in ein Siegel gedrückt wird, so wird deine Seele eingedrückt werden in den Heiligen Geist, so dass nach deinem Tod viele sagen werden: „Seht, nun erkennen wir es, dass der Geist Gottes mit ihr gewesen ist“. Und meine Glut muss der deinen zugesellt werden, damit alle, die sich dir nahen, erwärmt, erleuchtet und gestärkt werden. [Extrav. 116.]

9. Oktober
Meine Tochter! Jeder, der in diese mein Haus (Kloster) eintritt, soll sorgfältig darauf achten, dass er nicht statt des Lebens den Tod wähle, oder die Kälte liebe anstatt der Hitze; auch soll er sich vor dem Feind hüten, der vor der Tür steht. Worte der göttlichen Mutter bezüglich des neu zu errichtenden Ordenshauses Vadstena. [Extrav. 39.]

10. Oktober
Meine Tochter! Alle, die in dieses mein Haus eingehen, sollen mit jedem Tag an Stärke zunehmen, und es soll die Kraft des Glaubens und die Inbrunst der Liebe in ihnen stets wachsen. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [Extrav. 39.]

11. Oktober
Meine Tochter! In diesem meinem Haus soll eine Pforte sein, um einzutreten; die Eintretenden müssen aber zu den Schafen desjenigen gehören, welcher sein Leben für sie hingegeben, und auf seine Stimme hören. [Extrav. 39.]

12. Oktober
Meine Tochter! Es sollen alle, die in dieses mein Haus eingehen, Frucht bringen wie das Samenkorn, das aus sich hundertfältige Frucht hervorbringt, das ist, sie sollten fortschreiten von einer Tugend zur anderen, bis sie den Herrn in seiner Herrlichkeit schauen. [Extrav. 39.]

13. Oktober
Meine Tochter! Der Vater möge die in mein Haus Eintretenden mit seiner Macht bewahren, der Sohn sie lenken mit seiner Weisheit und der Heilige Geist sie mit seiner Liebe entflammen, damit, wenn ein Wolf in Schafskleidern hineinkäme, dies den Schafen zu größerem Verdienst gereiche. [Extrav. 39.]

14. Oktober
Meine Tochter! Gott bewahre dieses mein Haus und jene, die eintreten; so wie er einst den hl. Johannes bewahrte, so dass er in siedendem Öl nicht verbrannte, so möge er auch denen, die ihn lieben, geben, dass sie im Fett der Liebe zum Irdischen nicht verbrennen und in Widerwärtigkeiten nicht erliegen. [Extrav. 39.]

15. Oktober
Meine Tochter! Gott möge bei denen bleiben, welche in dieses mein Haus eingehen, wie er mit Jakob war, der aus dem Haus seines Vaters ging, aber mit einer zahlreichen Schar heimkehrte. [Extrav. 39.]

16. Oktober
Meine Braut! Alle, die Bräute Gottes sein wollen, müssen auch hochzeitliche Kleider anlegen, nämlich Demut, Geduld und Gehorsam, welche die Seele zieren und vor Gott schön machen. Mit der Ablegung der Gelübde beginnt der erste Tag der Verlobung, und er endet, wenn die Seele aus diesem Leben scheidet, um im Himmel den zweiten, ewig dauernden Tag ihrer Vereinigung mit Gott zu beginnen. [Extrav. 17.]

17. Oktober
Meine Braut! Wahrlich, ich sage dir, dass der Name des Priesters groß ist, weil er ein Engel und Mittler des Herrn ist; ja sein Amt ist sogar noch höher, da er den unbegreiflichen Gott berührt und sich in seiner Hand Himmlisches mit Irdischem vereinigt. [4. B. 59. K.]

18. Oktober
Meine Braut! Alle Worte der Heilige Schrift, die von mir ausgegangen sind, haben ihre Kraft und erglänzen mit ewiger Schönheit im Himmel, sie leuchten vor meinem himmlischen Heer wie die köstlichsten Steine mit den lieblichsten Farben im hellsten Gold. [Extrav. 91.]

19. Oktober
Meine Braut! Jene Tränen sind mir angenehm, die aus der Betrachtung der Wohltaten Gottes, aus der Erkenntnis der eigenen  Sünden und aus der Liebe Gottes hervorgehen, denn solche Tränen erheben die Seele vom Irdischen zum Himmlischen und lassen den Menschen zum ewigen Leben wiedergeboren werden. [4. B. 13. K.]

20. Oktober
Meine Braut! Wie das schlechte Blut Krankheiten verursacht, den Gang beschwert, den Zugang zum Herzen hemmt und die Lust an den Speisen nimmt, so unterdrücken der böse Wille und die verkehrte Richtung des Herzens die Liebe Gottes, rufen Trägheit hervor und verschließen Gott den Eingang zum Herzen. [4. B. 129. K.]

21. Oktober
Meine Braut! Jene, welche mich verachten, richtet die Gerechtigkeit, den aber, der mir gehorcht, belohnt die Barmherzigkeit und dies zweifach: zuerst, weil die Strafe für die Sünde aus dem Buch der Gerechtigkeit ausgelöscht wird, und zweitens, weil die Belohnung nach der Genugtuung für die Sünde erhöht wird. [8. B. 55. K.]

22. Oktober
Meine Braut! Meine Worte vermögen beim Wuchern der Sünde in diesem Land (Schweden) keinen geeigneten Aufgang zu finden, sie werden besser anderswo aufgehen und Nutzen schaffen, bis die bei abnehmender Barmherzigkeit stattfindende Härte des Landes sich auftut. [5. B. 12. Off.]

23. Oktober
Meine Braut! Ich übe keine Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit und auch keine Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit; daher bin ich bereit, mich aller zu erbarmen, die Buße tun, jedoch so, dass ich die Gerechtigkeit nicht verlasse, aber die Größe der Sühne in leichtes umwandle. [Extrav. 75.]

24. Oktober
Meine Braut! Wie der Engel vom Licht Gottes glänzt und unaufhörlich in der Liebe Gottes glüht, so wird der Teufel durch seine Bosheit immer in Glut und Angst erhalten, und so wie sein Bosheit unersättlich ist, so sind auch die Güte und die Gnade Gottes unaussprechlich. Niemand in der Welt ist so verwurzelt im Bösen, dass nicht sein Herz manchmal vom guten Geist besucht und angeregt wird, aber es ist auch niemand so heilige, den der Teufel nicht noch zuweilen versucht. [1. B. 54. K.]

25. Oktober
Meine Braut! Wenn dich Gedanken plagen, die der heiligen Reinheit zuwider sind, so sollst du sprechen: Jesus, du Sohn Gottes, der du alles kannst, hilf mir, dass ich an diesen Gedanken kein Wohlgefallen habe. [6. B. 94. K.]

26. Oktober
Meine Braut! Die Freunde Gottes sollen sich nicht betrüben, wenn sie hienieden leiden oder eines sehr bitteren Todes sterben, weil es die größte Gnade ist, ein flüchtige Stunde lang in dieser Welt zu leiden, damit man den Peinen des Fegefeuers entgehe, wo es keine Hilfe gibt noch Zeit zu Verdiensten sein wird. [4. B. 40. K.]

27. Oktober
Meine Braut! Jene Religiosen verdienen eine furchtbare Strafe, welche, während sie den Menschen in der Welt das Beispiel der Demut und der Vollkommenheit geben sollten, ihnen durch ihre Verkehrtheiten Anstoß geben. [7. B. 20. K.]

28. Oktober
Meine Braut! Die Menschen werden dereinst empfinden, was zu glauben sie jetzt verächtlich finden, dass meine Worte Worte der Liebe gewesen sind, dass ich sie wie ein Vater ermahnte, sie mich aber nicht hören wollten. Wohlan, sie sollen dereinst meinen Werken glauben. [1. B. 56. K.]

29. Oktober
Meine Braut! Ich habe zwei Arme; mit dem einen umfasse ich den Himmel, mit dem anderen die Erde, das heißt, den ersten strecke ich zu meinen Auserwählten aus, in dem sich sie leite und tröste, den anderen über die Bosheit der Menschen, indem ich sie langmütig ertrage und sie zügle, so dass sie nicht so viel Böses tun, als sie wollen. [6. B. 100. K.]

30. Oktober
Meine Braut! Wie der Mensch gewissermaßen die göttliche Erbschaft dem Teufel verkauft hat, indem er einen geringen Apfel zum Tausch für die ewige Seligkeit annahm, so habe ich durch die Bitterkeit meines Leidens für die Süßigkeit des Apfels genug getan und durch meinen Tod dem Menschen den Baum des Lebens verdient; wer nun der Wahrheit glaubt und mir nachfolgt, der wird durch die Erbschaft geistlichen Reichtum erlangen. [4. B. 111. K.]

31. Oktober
Meine Braut! Die Ratschlüsse Gottes sollen immer verehrt und gefürchtet werden, und der Mensch soll sich sehr in Acht nehmen, dass nicht sein Wille darin dem Willen Gottes entgegen steht. [8. B. 49. K.]