Geweiht der schmerzhaften Mutter
1. September
Meine Braut! Die heiligen Engel, die voller Liebe sind, umgeben die Freunde Gottes täglich und schützen sie. [6. B. 18. K.]
2. September
Meine Braut! Ich habe aus unedlem Stoff ein edles Geschöpf gebildet, nämlich den Menschen, und obwohl so viele von ihnen durch ihre bösen Taten von mir abwichen, lass ich doch nicht davon ab, weitere zu bilden, bis die Chöre der Engel und die leeren Stellen im Himmel gefüllt sein werden. [6. B. 44. K.]
3. September
Meine Braut! Wie groß auch das Maß der Sünden sein mag, die göttliche Liebe löscht alles aus, was im Buch des Teufels geschrieben steht. [6. B. 39. K.]
4. September
Meine Braut! Ich habe an dir gehandelt, wie es jemand an seinem Freund zu tun pflegt, den er aus Liebe und zu seinem Besten gefangen nimmt. So hab ich dich gleichsam zur Gefangenen gemacht, als ich dich von deiner Liebe zu meiner gerufen habe, als ich dich aus den Gefahren der Welt in diesen Hafen der Ruhe berief. [6. B. 14. K.]
5. September
Meine Braut! Ich bin der Schöpfer aller Dinge; jeder Mensch existiert in der natürlichen Beschaffenheit seines Leibes, die von mir vorausgesehen ist und von Ewigkeit her war. Die längere oder kürzere Zeit, die jemand lebt, ist eine Folge der schwächeren oder stärkeren Beschaffenheit seiner Natur, die ich allerdings im voraus kenne und wogegen kein Widerstreben hilft; es geschieht jedoch manchmal, dass einige vor der natürlichen Ordnung hinweggenommen werden, so z. B. durch Totschlag und dergleichen, und dieses Hinwegnehmen ist von Ewigkeit her von vorausgewusst. Obwohl ich also alles kenne und weiss, so tue ich doch ebensowenig gegen die natürliche wie gegen die übernatürliche Ordnung. [2. B. 1. K.]
6. September
Meine Braut! Wie töricht sind die, die sagen: Es ist genug, wenn ich im Himmel der Geringste bin, ich will nicht vollkommen sein. O wahnsinniger Gedanke: wie wird dort ein Unvollkommener sein, wo alles vollkommen ist. [3. B. 28. K.]
7. September
Meine Tochter! Wahrlich, ich sage dir, dass meine Geburt der Anfang der wahren Freude war, weil damals das Reis aufgegangen ist, aus dem jene Blume sprosste, nach der die Könige und Propheten verlangt haben. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [6. B. 56. K.]
8. September
Meine Braut! Meine Mutter war bei ihrer Geburt so schön, weil sie ganz unbefleckt war; die bösen geister erkannten dies wohl, so dass gleichsam ein Ruf aus der Hölle erscholl: Eine Jungfrau geht so wunderbar hervor, dass sie alle auf Erden und im Himmel übertrifft und bis zum Thron Gottes gelangen wird. [4. B. 108. K.]
9. September
Meine Tochter! Wenn die Engel meinen Namen hören, freuen sie sich und danken Gott, der durch mich und an mir so Großes gewirkt hat. Sie nahen sich den Seelen mehr, zu deren Schutz sie bestimmt sind. Die Seelen im Fegefeuer werden getröstet wie ein Kranker, der von jemandem Worte des Trostes vernimmt. Die Teufel aber fürchten und scheuen diesen Namen, sie verlassen sofort die Seele, die ihn anruft, kehren jedoch wie ein Pfeil auf sie zurück, wenn keine Besserung erfolgt. So sprach die göttliche Mutter zur Braut. [1. B. 9. K.]
10. September
Meine Braut! Wenn dich die Lust ankommt, nach deiner Laune zu ruhen, dich zu erquicken oder etwas zu arbeiten, so sprich: Jesus, du Sohn Gottes, der du für mich gebunden wurdest, regiere meine Hände und alle meine Glieder, auf dass meine Werke nach deinem Wohlgefallen verrichtet werden. [6. B.94. K.]
11. September
Meine Braut! Der gute Geist empfiehlt dem Menschen, an die Zukunft und an den Himmel zu denken und das Vergängliche nicht zu lieben; der böse Geist dagegen rät ihm, das Irdische zu lieben, er lässt ihm die Sünde leicht erscheinen, beruft sich auf die Schwachheit der Natur und führt die Beispiele der Schwachen an. [8. B. 13. K.]
12. September
Meine Braut! So wie die Stelle, auf der man Rosen oder andere vorzügliche Pflanzen setzen will, fleißig bearbeitet wird, so wurden die Stätten der Katakomben lange zuvor vorbereitet, und Engel und Heilige freuten sich darüber; denn ebenso wie ich die Seelen der Auserwählten in mir habe, so trage ich auch Sorge für die Reliquien meiner Freunde, die mein Schatz sind, bis sie den zweifachen Lohn empfangen, der ihnen verheißen ist. [4. B. 107. u. 114. K.]
13. September
Meine Braut! Glaube, dass du zu allem unwürdig bist, und denke nicht, dass irgend eine deiner Bemühungen es wert sei, die Vergebung deiner Sünden zu erlangen, noch weniger die ewige Belohnung, wenn ich nicht Barmherzigkeit übe. [Extrav. 58.]
14. September
Meine Braut! Gib acht, in diese Öffnung wurde der Fuß meines Kreuzes zur Zeit meines Leidens hinabgelassen. Dies Worte sprach der Herr zur hl. Birgitta in einer Vision zu Jerusalem. [7. B. 15. K.]
15. September
Meine Braut! Ich hatte in der Welt nichts einfache Kleidung und Nahrung; du aber, die du meine Braut bist, willst in Ehren sein und prächtig daherkommen? Wahrlich, alles ist eitel und alles muss hier zurückgelassen werden. Der Mensch wurde nicht zu so großem Genuss erschaffen, sondern sollte nur das Notwendige gebrauchen; jenen Überfluss erfand nur die Hoffart, die jetzt für ein Gesetz gehalten und geliebt wird. [1. B. 40. K.]
16. September
Meine Braut! Wer immer in vollkommenem Glauben und mit aufrichtigem Willen bloß die wenigen Worte betet: Jesus, erbarme dich meiner!, gefällt mir besser als jener, der Tausende von Versen ohne Aufmerksamkeit spricht. [6. B. 116. K.]
17. September
Meine Braut! Mein Freund Franziskus ist vom Berg der Lust hinabgestiegen in eine Höhle, wo sein Brot die Gottesliebe, sein Trank beständige Tränen und seine Ruhe die Betrachtung meiner Werke und Gebote war. [Extrav. 90.]
18. September
Meine Braut! Wozu lernt der Mensch so viele und hohe Dinge und durchblättert so viele Bücher? Etwa um mir zu dienen oder nicht vielmehr wegen Ehrfurcht aus blosser Neugierde und zum Zeitvertreib? Ich richte jedoch jeden nicht über sein Wissen, sondern nach seinem Gewissen. [6. B. 116. K.]
19. September
Meine Tochter! Ich wende meine Blicke nach solchen, die Mitleid mit meinen Schmerzen haben, aber ich finde sehr wenige, die daran denken; darum, meine Tochter, vergiss du mich nicht, da ich von so vielen vergessen und vernachlässigt bin. Dazu ermunterte die göttliche Mutter die Braut. [2. B. 24. K.]
20. September
Meine Braut! Ich habe alles um des Menschen willen erschaffen und ihm alles unterworfen; er aber liebt alles, nur mich nicht, und haßt nichts als mich allein. [1. B. 2. K.]
21. September
Meine Tochter! Als mein geliebter Meister Jesus Christus predigte, wurde mein Herz durch das Wort der Berufung zu seinem Dienst so in Liebe entflammt, dass ich Reichtum und Ehre verachtete und Tränen der Freude vergoss, dass mich Gott solch einer Gnade würdigte. Von meiner himmlischen Belohnung aber sollst du wissen, dass sie in Wahrheit ist, wie geschrieben steht: Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. So sprach der hl. Matthäus zur Braut. [4. B. 129. K.]
22. September
Meine Braut! Der Mensch, der die Vergebung seiner Sünden zu erlangen begehrt, muss sich durch Reue und Buße für diese entlasten und sich umgürten mit dem Inbegriff guter Werke; denn es ist eine Schande, dem schönsten Herrn zu geloben, seiner Schönheit nachzufolgen, und dann wieder Häßliches zu tun. [8. B. 54. K.]
23. September
Meine Braut! Thekla, die eine Jungfrau war, hat lieber bitteres Leiden erdulden, als auch nur ein Wort gegen mich reden wollen. [4. B. 71. K.]
24. September
Meine Braut! Es ist mir wohlgefälliger, wenn die Ordenspersonen die heilige Armut, die sie gelobt haben, nach ihrer Regel treu beobachten, als wenn sie mir Gold, Silber und alle Metalle, die im Schoß der Erde verborgen sind, opfern könnten. [7. B. 20. K.]
25. September
Meine Braut! Damit der Mensch nach der Herrlichkeit verlangt, zu der er erschaffen ist, dem Ungehorsam aber, in den er freiwillig gefallen ist, entsagt, ist ihm durch die Gerechtigkeit Gottes ein mühseliges Leben und ein Eingang und Ausgang voller Tränen und Schmerzen gegeben worden. [3. Off. 9. Fragest.]
26. September
Meine Braut! Was fürchtest du? Wenn du auch zehnmal am Tag aus Gehorsam essen würdest, wird es dir nicht zur Sünde angerechnet werden. Die Jungfräulichkeit verdient die Krone, der Witwenstand bringt die Seele Gott nahe, der Gehorsam aber führt alle in die Herrlichkeit ein. [6. B. 111. K.]
27. September
Meine Braut! Sollte einer, der mich von ganzem Herzen liebt, auch eines schmachvollen Todes sterben, so stirbt er dennoch glückselig, weil ein harter Tod sowohl die Sünde als auch deren Strafe vermindert, die Krone aber verschönert. [4. B. 40. K.]
28. September
Meine Braut! Eine ähnliche Prüfung wie an den Engeln wird auch an den Menschen angestellt; zuerst muss der Mensch Gott lieben und dann erst schauen. [8. B. 56. K.]
29. September
Meine Braut! Die Engel umfassen die heilige Kirche mit voller Liebe, als wären sie im Herzen eines jeden unter ihnen, denn die Kirche besteht nicht aus Steinen und Wänden, sondern aus den Seelen der Gläubigen, und deshalb freuen sich die Engel ihrer Ehre und ihres Fortschritts wie über ihren eigenen. [3. B. 24. K.]
30. September
Meine Braut! Hieronymus war das Vorbild eines vollkommenen Mönches, ein Verteidiger der Wahrheit, eine Posaune, durch die der Heilige Geist sprach, und eine Flamme, die von jenem Feuer entzündet war, das am Pfingstfest über die Apostel kam; deshalb glücklich jene, die auf diese Posaune hören und ihr folgen! [6. B. 60. K.]