Die Sieben Heiligen Zufluchten

Die Sieben Heiligen Zufluchten

Wir haben diese Woche unser regelmäßiges Montagsgebet für die Erhaltung unseres Klosters als Andacht zu den Heiligen Zufluchten gehalten. Diese zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geratene Andachtsform, die ihre Blütezeit im Barock erlebte, hat eine ihrer Wurzeln in unserer birgittinischen Liturgie wie sie bis zu den Reformen der 1960er Jahre gefeiert wurde, weswegen wir hier ein wenig näher darauf eingehen möchten.

Als die Sieben Heiligen Zufluchten, das heißt als jene Mächte, deren Anrufung den Gläubigen in ihrer Bedrängnis die größte und sicherste Hilfe verspricht, gelten

  1. Die allerheiligste Dreifaltigkeit
  2. Der gekreuzigte Heiland
  3. Jesus im Allerheiligsten Sakrament des Altares
  4. Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria
  5. Die neun Chöre der heiligen Engel
  6. Die Heiligen und Seligen des Himmels
  7. Die Armen Seelen des Fegfeuers

Diesen sieben Zufluchten, und darin liegt der Bezug zur birgittinischen Liturgie, wie sie auch unser birgittinisches Antiphonale wiedergibt, wurde je ein bestimmter Tag der Woche zugewiesen. Der Sonntag war der Allerheiligsten Dreifaltigkeit gewidmet, der Montag den Armen Seelen, der Dienstag den Engeln, der Mittwoch den Heiligen, der Donnerstag der Eucharistie, der Freitag Christus am Kreuz und der Samstag der Muttergottes.[1] Darüber hinaus hat jedes dieser Heilsgeheimnisse auch ein Fest im Jahreskreis, nämlich den Dreifaltigkeitssonntag, den Karfreitag, Fronleichnam, Mariä Unbefleckte Empfängnis, das Schutzengelfest, Allerheiligen und Allerseelen.

In der birgittinischen Liturgie ist die Prägung der Wochentage anders und entsprechend der von Christus bei der Gründung unseres Ordens erklärten Absicht, hierdurch vor allem seine Mutter Maria zu ehren, mehr marianisch ausgerichtet. Hier sind die Themen der einzelnen Tage in den Worten von Konrad Müller folgende:

„Der Sonntag war allein der heiligen Dreifaltigkeit zugewiesen. Der Montag war erfüllt vom Jubel der Engel über das Wissen, daß Maria die Mutter des Erlösers werden wird. Am Dienstag geben die Patriarchen und Propheten des Alten Testamentes ihrer Sehnsucht nach dem Kommen Marias Ausdruck. Der Mittwoch gehört den Geschöpfen der Erde, die sich über Maria freuen. Am Donnerstag wird des Sohnes Gottes gedacht, der sich bei seiner Mutter für seine Menschwerdung bedankt. Der Freitag ist mit dem Schmerz der Mutter über den Leidensweg und Tod ihres Sohnes erfüllt, und der Samstag ist ein Freudentag, weil der Himmelfahrt Marias gedacht wird.“[2]

Es gibt ein sehr schönes Gebet zu den Sieben Heiligen Zufluchten in Versform, das wir auch denjenigen, die am vergangenen Montag nicht all unserer Andacht teilnehmen konnten, nicht vorenthalten möchten:

Wir rufen aus der Tiefe: Verlaß uns Vater nicht,
Gott Sohn mit deiner Liebe, Gott Geist mit deinem Licht!
Höchste Zuflucht, weit und breit, Heiligste Dreifaltigkeit!
Gott ist groß – Menschenlos ruht allein in deinem Schoß.

Wir rufen aus der Tiefe: zum Kreuz von Golgotha.
Durch Christi Kreuz und Wunden das Heil der Welt geschah.
Größte Zuflucht, Heilands Blut, machst den Sündenschaden gut.
Seligkeit bringt dein Leid und den Sieg im letzten Streit!

Wir rufen aus der Tiefe: O allerhöchstes Gut,
das in dem Tabernakel in Brotsgestalten ruht.
Sichre Zuflucht ohne Ende, Gotteslamm im Sakrament!
Himmelsbrot, in der Not, jetzt im Leben, einst im Tod.

Wir rufen aus der Tiefe: Maria, Mittlerin,
o führ‘ uns arme Sünder zu deinem Throne hin!
Milde Zuflucht allezeit, Mutter der Barmherzigkeit!
Aufwärts schaut, kündet laut, niemand ihr umsonst vertraut!

Wir rufen aus der Tiefe: Ihr Engel licht und rein,
Schutzengel, Himmelsfürsten, wollt uns zur Seite sein!
Starke Zuflucht, wunderbar, aller Engel Riesenschar:
Tag und Nacht uns bewacht gegen Welt und Höllenmacht!

Wir rufen aus der Tiefe: Ihr Heil‘gen all im Chor,
erhöret unsere Bitten, tragt sie zu Gott empor!
Reiche Zuflucht, stark und mild, Schutzpatrone, seid uns Schild!
Tugendreich helft ihr gleich, zeigt den Weg zum Himmelreich.

Wir rufen aus der Tiefe: Du armer Seelen Schar,
euch Freunde Gottes, tröste der Meßkelch vom Altar.
Letzte Zuflucht uns erfleht armer Seelen Bittgebet.
Gott, gib du ihnen Ruh, neig‘ dich ihrer Fürbitt zu!“

Wir rufen aus der Tiefe: In dieses Erdental
entsenden sieben Sterne gar trostreich ihren Strahl.
Menschen sind so arm und schwach: Wählt die Zuflucht siebenfach!
Durch Gebet sie erfleht, treu den Weg zum Himmel geht!

Da wir leider nirgends Noten für dieses wohl als Lied gedachte Gebet finden konnten, haben wir selbst eine Melodie dafür zusammengebastelt die wir hier allgemein zugänglich machen möchten:

Noten für „Wir rufen aus der Tiefe: Verlaß uns Vater nicht“

[1] siehe Konrad M. Müller, Die Sieben Heiligen Zufluchten, Seite 29

[2] ebendort, Seiten 29f