In dieser Woche fanden an den Tagen vor Christi Himmelfahrt vielerorts Flurprozessionen und Votivmessen für gedeihliches Wetter statt, so auch bei uns in Altomünster, wo der Bittgang am vergangenen Mittwoch zur Kalvarienbergkapelle führte, in der ein sogenanntes Schaueramt gefeiert wurde. Dabei bezieht sich der erste Wortteil nicht etwa auf Regenschauer, sondern auf Gewitter- und insbesondere auf Hagelschauer, denn das Wort „Schauer“ geht auf das mittelhochdeutsche „schûr“ zurück, welches „Unwetter“ und „Hagelschlag“ bedeutet und auch im übertragenen Sinne für großen Schaden und Leid verwendet wird. Gerade in Zeiten, in denen es bei Vernichtung der eigenen Ernte durch Unwetter nicht so ohne weiteres möglich war, Lebensmittel aus anderen Gegenden zu importieren, konnten Ernteausfälle durch Hagel und Sturmschäden im schlimmsten Fall den Hungertod bedeuten.
Im Bewusstsein, dass solche Wetterphänomene außerhalb unserer Macht liegen und letztlich nur der allmächtige Gott uns vor ihnen bewahren kann, wenden wir uns daher insbesondere in den Tagen vor der Auffahrt Christi in den Himmel, in denen das Getreide bereits recht hoch auf den Feldern steht und mit zunehmender Wärme die ersten Sommergewitter drohen, mit Bitten und Gebeten an unseren Schöpfer, damit er alles Verderbliche von den Feldfrüchten fernhalte und uns eine gute Ernte schenke. Abweichend von der sonst die Osterzeit bestimmenden liturgischen Farbe sind die Paramente bei diesen Gottesdiensten nicht weiß, sondern violett zum Zeichen der Buße, welche für Verfehlungen, die andernfalls durch ein himmlisches Strafgericht in Form eines Unwetters gesühnt werden müssten, geleistet werden soll.
In unserem Kloster wurde außerdem lange Zeit die Tradition des sogenannten „Schauergebetes“ gepflegt. Dabei wurde jeweils eine bestimmte Schwester beauftragt, die dieses Gebet stellvertretend für alle zu verrichten hatte. Wenn ein Gewitter heraufzog, begab sie sich in die Chorkapelle und legte sich vor dem Altar mit dem Gesicht nach unten und den Armen nach links und rechts im rechten Winkel ausgestreckt kreuzförmig auf den Boden und betete so lange um Abwendung der mit dem Gewitter verbundenen Gefahren, bis das Unwetter vorüber war.