Besuch in Gnadenberg

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Am Mittwoch, 21. September 2016, nahmen wir – Mutter Apollonia und Postulantin Claudia Schwarz – auf Einladung des hiesigen Frauenbundes an einem Ausflug nach Gnadenberg in der Oberpfalz teil. Nach einer heiligen Messe besichtigten wir die restaurierten Teile des Klosters sowie die grandiose Ruine der ehemaligen Klosterkirche. Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter zur Besichtigung einiger markanter Gebäude in der Stadt Altdorf, die zeitgleich mit Kloster Gnadenberg entstanden war.

Wir hatten einen wunderschönen Ausflug bei herrlichem Spätsommerwetter mit einer feierlichen Messe in der in das ehemalige Nonnenrefektorium eingebauten Pfarrkirche, für die Pater Michael eigens aus Sielenbach anreiste (Herzlichen Dank dafür!), einer sehr informativen und fachkundigen Führung durch Frau Dr. Sandra Frauenknecht – die Koryphäe schlechthin für unser „Großmutterkloster“ Gnadenberg –, zünftigem Mittagessen (Wildschweinbraten!) und einem gemütlichen Spaziergang durch das nahegelegene Altdorf bei Nürnberg, wo wir einige weitere historische Bauwerke besichtigen konnten. Dazu zählten insbesondere die Laurentiuskirche, eine ehemalige Residenz des Pfalzgrafen Johann von Neumarkt, in der inzwischen die Polizeistation untergebracht ist, sowie die ehemalige Universität Altdorf.

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Das Universitätsgebäude der 1809 vom bayerischen König Maximilian I. aufgelösten Universität Altdorf ist inzwischen Teil des sogenannten „Wichernhauses“, einem Internat für Körperbehinderte und Altersheim. Weniger als einhundert Meter neben dem traditionellen Universitätsgebäude befindet sich heute ein Universitätsmuseum.

Alles in allem war es für uns ein rundum gelungener Tag, an den wir sicher noch lange und mit großer Freude zurückdenken werden. Insofern ein herzliches „Vergelt’s Gott“ an Rose Degner für diese Einladung!

Kurzer historischer Abriss zum Kloster Gnadenberg

In dem kleinen Ort Gnadenberg konnten wir die Überreste des einstigen Birgittenklosters Gnadenberg bestaunen, dem ältesten Birgittenkloster auf bayerischem Boden. Der Baubestand bzw. die Reste davon stammen aus der Ursprungszeit des Klosters und wurden nicht, wie später in Altomünster, barock überbaut. Somit ist in Gnadenberg die ursprüngliche Anlage noch am besten erhalten und sichtbar. Von Gnadenberg aus wurde später das Birgittenkloster Maihingen besiedelt, und von dort aus Kloster Altomünster, das demnach als eine Art „Enkelin“ von Kloster Gnadenberg betrachtet werden kann.

Um 1430 ließ Pfalzgraf Johann von Neumarkt auf Wunsch seiner ersten Gemahlin Katharina von Pommern-Stolp dieses Kloster erbauen. Bis das Kloster fertiggestellt war, hatte der Pfalzgraf bereits nach dem Tode seiner ersten Frau Beatrix von Bayern geheiratet. Die ersten vier Nonnen, die das Kloster Gnadenberg begannen, kamen unter Anna Svenson aus dem dänischen Kloster Maribo und kehrten dorthin zurück, als nach kurzer Zeit hier genügend neue Mitglieder eingetreten waren.

Die Ordensleute in Gnadenberg rekrutierten sich zum größten Teil aus Mitgliedern der Patrizierfamilien der nahegelegenen Reichsstadt Nürnberg. Als diese offiziell zum Protestantismus übertrat, versiegten sowohl der Nachwuchs als auch die finanzielle Unterstützung des Klosters, das wegen fehlender bzw. minimaler Güterausstattung darauf angewiesen war. Das Kloster starb allmählich aus, im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster anschließend „versehentlich“ von den Schweden niedergebrannt.

Die Ruinen des Klosters Gnadenberg verfielen im Laufe der Zeit immer mehr – im Bereich des ehemaligen Refektoriums der Nonnen entstand die jetzige Pfarrkirche. Diese reichte für die Bewohner des ehemaligen Klosterdorfs vollständig aus. Eine Anlage in größerem Umfang war nicht nur finanziell unerschwinglich, sondern wurde auch schlichtweg nicht wirklich gebraucht.

Die Ruinen der Klosterkirche, wovon laut Aussage von Dr. Sandra Frauenknecht etwa zwei Meter im Boden verborgen sind, beeindrucken durch ihre Größe. Die Ansätze der Gewölbebogen lassen erkennen, dass die Kirche riesig gewesen sein muss. Dr. Sandra Frauenknecht selbst hat sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit eingehend mit Kloster Gnadenberg auseinandergesetzt und war in dem inzwischen entstandenen Kultur- und Heimatverein die treibende Kraft dafür, dass das ehemalige Konventgebäude der Schwestern renoviert und dabei möglichst originalgetreu wiederhergestellt wurde.

Einen Eindruck vom vorgeschriebenen Ausmaß einer Birgittenkirche – laut den Angaben der heiligen Birgitta bzw. ihrer einschlägigen Offenbarungen sollte sie das Ausmaß des salomonischen Tempels von Jerusalem haben – geben die noch bestehenden (inzwischen protestantischen) Birgittenkirchen in Vadstena/Schweden sowie in Maribo/Dänemark. Insbesonders letztere, sehr schön instandgehalten, zeigt den vorgeschriebenen Innenraum, gehalten in makellosem Weiß. Altomünster dagegen konnte nie diese Ausmaße erreichen, da das zur Verfügung stehende Areal, trotz Ausweitung im Vergleich zur Vorgängerkirche, diese Art Größenordnung nicht zuließ. So gibt von den Birgittenklöstern in Deutschland nur Gnadenberg noch einen Eindruck von der ursprünglich gewünschten Größe dieser Anlagen.