Klosterleben (II) – Fasten

Passend zur in diesen Tagen zu Ende gehenden großen Fastenzeit vor Ostern möchten wir unsere Serie über das Leben im Kloster heute mit einem Beitrag über Fasten und Askese fortsetzen. Auch wenn heute Begriffe wie „Autofasten“, „Fernsehfasten“, oder „Internetfasten“ kursieren, um – durchaus erwägenswerte und sinnvolle – alternative Formen des Verzichts in der vorösterlichen Bußzeit zu bezeichnen, so bezieht das Wort „Fasten“ in seiner ursprünglichen Bedeutung ausschließlich auf eine Reduzierung der Nahrungsaufnahme, sei es in qualitativer oder quantitativer Hinsicht. Unsere Ordensregeln (die als Grundlage dienende Augustinerregel und die rechtlich gesehen lediglich eine Konstitution hierzu bildende Erlöserregel, siehe dazu den Beitrag über unseren Regelvater Augustinus) befassen sich mit dieser Thematik in erster Linie unter dem Aspekt der Nahrungsqualität. Zur Quantität äußert sich lediglich das vierte Kapitel der Augustinerregel, wenn es vorschreibt, dass über die gemeinschaftlichen Mahlzeiten hinaus keine weiteren Mahlzeiten eingenommen werden sollen:

„Abtötung in Speise und Trank

Das gemeinsame Mahl

Euer Fleisch bezähmt durch Fasten und Enthaltsamkeit in Speise und Trank, soweit es die Gesundheit erlaubt. Wenn aber eine nicht fasten kann, soll sie wenigstens außerhalb der Tischzeit keinerlei Speise zu sich nehmen, sie sei denn krank.“

So gelten also für uns im Hinblick auf die Nahrungsmenge die allgemeinen Vorschriften der Kirche, welche für Katholiken des lateinischen Ritus derzeit nur am Aschermittwoch und am Karfreitag eine Einschränkung in der Weise gebieten, dass an diesen beiden Tagen lediglich eine einzige Mahlzeit als Sättigungsmahlzeit eingenommen werden darf und dazu noch zwei kleinere Stärkungen, die zusammen nicht die Menge einer Sättigungsmahlzeit ausmachen sollen.

Typische Fastenspeise am Gründonnerstag: Kräutersuppe

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Klosterleben (I) – Reden und Schweigen

Der Kommentar einer eifrigen Leserin unserer Facebookseite, in welchem sie fragte, ob es Pluralis maiestatis sei, wenn wir in unseren Facebook- und Blogbeiträgen die Mehrzahl verwenden, gab die Anregung zu einer neuen Serie, in welcher wir einige Besonderheiten des Lebens im Kloster im allgemeinen und in unserem Orden im besonderen ein wenig erläutern möchten, denn vieles, was uns im Laufe unseres Ordenslebens ganz selbstverständlich geworden ist, ist für Außenstehende erklärungsbedürftig oder zumindest ungewöhnlich.

Ausgehend von der Frage unserer Leserin soll sich der erste Beitrag der neuen Serie mit dem Sprachgebrauch im Kloster befassen, der, wie jede Sondersprache, sei es nun Diplomatensprache oder Fußballerjargon, sei es juristische Fachterminologie oder Jugendsprache, seine Eigenheiten und Besonderheiten hat, wobei wir im klösterlichen Bereich neben dem Sprechen unbedingt auch dem Schweigen und der daraus folgenden Stille Beachtung schenken müssen. Auch oder vielleicht gerade in unserer so lauten Zeit entfalten Schweigen und Stille eine besondere Anziehungskraft auf viele Menschen, wie die große Aufmerksamkeit bezeugt, die Filme wie „Die große Stille“ über das Leben in einem Kartäuserkonvent oder das Buch „Die Stille“ von Kardinal Sarah erregen.

Inschrift über der Tür zur alten Klosterpforte

Das Schweigen soll uns vor unnützen Worten bewahren, vor denen uns Jesus in der Heiligen Schrift warnt: „Ich sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen“ (Matthäusevangelium 12,36). Es soll zugleich den Raum eröffnen, in dem Gott uns begegnen und zu uns sprechen kann, wie es in Psalm 101,2 heißt: „Wann kommst du zu mir? Ich lebe in der Stille meines Hauses mit lauterem Herzen.“, denn wenn wir beständig selber reden, können wir nicht hören, was Gott durch die leise Sprache unseres Herzens zu uns sagen möchte, und haben nicht die Muße, zu erwägen, was er uns durch die Worte der Heiligen und Propheten und vor allem durch sein Evangelium offenbaren will. In diesem Nachsinnen über das Wort Gottes und über seine Heilstaten ist uns die Gottesmutter Maria, die wir nach unserer Ordensregel in allen ihren Tugenden nachahmen sollen, das große Vorbild, denn über sie berichtet das Evangelium: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Weiterlesen