Frohe Weihnachten!

Wir wünschen allen gesegnete und gnadenreiche Weihnachten. Möge die Freude über die Geburt unseres Erlösers alle Finsternis der Sünde und Gottferne erleuchten, wie der Leib des neugeborenen Heilandes in der Weihnachtsvision der heiligen Birgitta die Dunkelheit der Geburtsgrotte erhellt hat!

Wir aber wollen, wie die Heilige auf dem obigen Kupferstich, der unserem birgittinischen Brevier entnommen ist, anbetend die Knie beugen vor der Größe unseres Gottes, der sich so demütig herabgelassen hat, alle Gebrechlichkeit der Menschennatur anzunehmen und als kleines schwaches Kind in der Krippe unter uns zu erscheinen. Die birgittinische Liturgie betrachtet dieses Geheimnis an jedem Donnerstag und besingt es im Laudeshymnus wie folgt:

Transkription in heute übliche Schreibweise:

Isaias quae cecinit,
completa sunt in Virgine,
annuntiavit Angelus,
Sanctus replevit Spiritus.

Maria ventre concepit,
verbi fidelis semine,
quem totus orbis non capit,
portant puellae viscera.

Radix Jesse florem dedit,
et virga fructum edidit,
fecunda partum protulit,
et Virgo Mater permanet.

Praesepe poni pertulit,
qui lucis auctor extitit,
cum Patre coelos condidit,
sub Matre pannos induit.

Maria Mater gratiae,
Mater misericordiae,
tu nos ab hoste protege
et hora mortis suscipe.

Gloria tibi Domine,
qui natus es de Virgine,
cum Patre et Sancto Spiritu
in sempiterna saecula. Amen.

Der lateinische Text kann wie folgt übersetzt werden:

Was Jesaja sang,
wurde in der Jungfrau erfüllt,
der Engel verkündete es,
der Heilige Geist erfüllte es.

Maria empfing in ihrem Leib
durch den Samen des treuen Wortes,
den die ganze Welt nicht faßt,
tragen die Eingeweide des Mädchens.

Die Wurzel Jesse gab eine Blüte,
und der Zweig brachte Frucht,
fruchtbar brachte sie eine Geburt hervor
und Jungfrau bleibt die Mutter.

In eine Krippe gelegt zu werden ertrug,
der des Lichtes Schöpfer war,
mit dem Vater gründete er die Himmel,
unter der Mutter kleidete er sich in Windeln.

Maria, Mutter der Gnade,
Mutter der Barmherzigkeit,
du schütze uns vor dem Feind
und in der Todesstunde nimm uns auf.

Ehre sei dir, Herr,
der du von der Jungfrau geboren wurdest,
mit dem Vater und dem Heiligen Geist
für ewige Zeiten. Amen.

Einen kleinen Eindruck davon, wie die Melodie dieses Hymnus klingt, kann diese elektronische Version von „Isaias quae cecinit“ bieten.

Das Birgittinische Antiphonarium

Das Antiphonarium enthält alle Hymnen (=Loblieder), Antiphonen (eine Art Refrain am Beginn der verschiedenen Psalmen) und Responsorien (kurze Antwortgesänge nach den Lesungen), wie sie im Birgittenkloster Altomünster jahrhundertelang bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in Latein im Laufe einer Woche gesungen wurden, zu den einzelnen Tagzeiten Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet. Dabei steht Dominica für Sonntag; die einzelnen Wochentage sind mit „Feria secunda, tertia, …“ usw. und mit „Sabbato“ (=Samstag) bezeichnet. Inhaltlich sind sie vor allem marianisch geprägt. Es gibt darunter auch einzelne typisch birgittinische Gesänge, etwa zu Ehren Birgittas, der Heiligen Anna und der Heiligen Katharina von Schweden.

Hier steht das Birgittinische Antiphonarium zum Download bereit.

Das Stundengebet

Matutin, von Lateinisch „matutinus, -a, -um“ = „frühmorgendlich“: Erste Gebetszeit am frühen Morgen, wurde bei der Liturgiereform unter dem seligen Paul VI. durch die Lesehore ersetzt, die auch bereits am Vorabend nach der Vesper gebetet werden kann.

Laudes, von Lateinisch „laus, laudis“ = „Lob“: Morgenlob, längere Gebetszeit am Morgen vor dem Frühstück.

Prim, von Lateinisch „prima (hora)“ = „erste (Stunde)“: Im Zuge der Liturgiereform unter dem seligen Paul VI. abgeschaffte erste kleine Hore, die zu Tagesbeginn, also um 6 Uhr morgens, gebetet wurde.

Terz, von Lateinisch „tertia (hora)“ = „dritte (Stunde)“: Die erste der drei auch nach der Liturgiereform noch existierenden kleinen Horen, die um die dritte Stunde des Tages, also um 9 Uhr vormittags, gebetet werden soll – zu der Zeit, als Jesus gekreuzigt wurde (siehe Markusevangelium 15,25).

Sext, von Lateinisch „sexta (hora)“ = „sechste (Stunde)“: Die zweite der drei auch nach der Liturgiereform noch existierenden kleinen Horen, die um die sechste Stunde des Tages, also um 12 Uhr mittags, gebetet werden soll – zu der Zeit, als über das ganze Land eine Finsternis hereinbrach, während Jesus am Kreuz hing (siehe Markusevangelium 15,33).

Non, von Lateinisch „nona (hora)“ = „neunte (Stunde)“: Die dritte der drei auch nach der Liturgiereform noch existierenden kleinen Horen, die um die neunte Stunde des Tages, also um 15 Uhr nachmittags, gebetet werden soll – zu der Zeit, als Jesus am Kreuz starb (siehe Markusevangelium 15,34-37).

Vesper, von Lateinisch „vespera“ = „Abendzeit“: Längere Gebetszeit am Abend vor dem Abendessen.

Komplet, Lateinsich „completorium“, von „complere“ = „vollenden, vervollständigen“: Letzte Gebetszeit vor der Nachtruhe, die das Tagewerk vollendet und zugleich die Zahl der täglich sieben Gebetszeiten (siehe Psalm 119,164: „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob“) vollmacht. Als einzige Gebetszeit hat die Komplet auch nach der Liturgiereform noch immer einen wöchentlichen Rhythmus, während alle übrigen jetzt einen vierwöchigen haben, das heißt, dieselben Texte kehren bereits nach einer Woche wieder.